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Papst und Ökumene: Verschieden gemeinsam

Vor 500 Jahren trennten sich die Protestanten von den Katholiken. Von evangelischer Seite hofft man heute auf eine Annäherung von Seiten der katholischen Kirche - und wurde dieses Mal enttäuscht.

Wer gehofft hatte, Papst Benedikt XVI. würde bei seinem Deutschland-Besuch ein ökumenisches Gastgeschenk mitbringen und etwa das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und Protestanten erlauben, wurde enttäuscht. Bis auf Weiteres bleibt es beim Zustand der freundschaftlichen Verschiedenheit. Vonseiten der Evangelischen Kirche wird das bedauert. Doch sollte sie aufpassen, dass das ständige Flehen um ein Entgegenkommen nicht irgendwann als peinlich empfunden wird. Vor 500 Jahren trennten sich Protestanten von Katholiken – aus guten Gründen.

Jetzt den Eindruck zu erwecken, man leide unter dieser Trennung, ja bereue sie gar, zeugt von geringem Selbstbewusstsein. Der Papst hat das Augustinerkloster in Erfurt besucht, ein Sympathiebekenntnis zu Martin Luther abgelegt, an einem ökumenischen Wortgottesdienst teilgenommen und Gott für alles gedankt, was er Christen in einem zunehmend säkularen Umfeld an Einheit erhalten hat und immer neu schenkt. Er beschwört den gemeinsamen Glauben „in einer Zeit der Anfechtung und der Gefahren“. Das muss zunächst reichen. Je stärker künftig auch der deutsche Protestantismus aus sich heraus wirkt, desto mehr Respekt darf er vom Vatikan erwarten.

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