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Pathos und Politik: Träumt weiter

Das muss man sich mal vorstellen, dass die deutsche Kanzlerin nach dem Opel-Gipfel dem Volk die Milliardenbürgschaft zur Rettung des Konzerns mit den Worten verkauft: "Ich bin absolut zuversichtlich, dass Opel bei gutem Management einer neuen Generation von Deutschen helfen wird, ihre Träume zu verwirklichen!"

Völlig unmöglich? Hierzulande vielleicht. US-Präsident Barack Obama sagte genau das, nur eben „General Motors“ statt Opel, und „Amerikanern“ statt Deutschen. Angela Merkel indes erklärte: „Wir geben Opel eine Chance.“ Das klang eher wie Bausparkassenreklame im Nachmittagsprogramm: Wir geben ihrer Zukunft ein Zuhause. – Das muss man sich mal vorstellen, dass der deutsche Vizekanzler vor die Kameras tritt und sagt: „ Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Arbeitsplätze …“ Der Rest geht unter im Jubel. Gibt’s nicht? Gab’s schon, Genscher in Prag, ’89, nur dass er „Ausreise“ sagte, nicht Arbeitsplätze. Frank-Walter Steinmeier hingegen erklärte nach der Opel-Sitzung: „Ich kann Ihnen sagen, dass eine Lösung gefunden worden ist.“ Ein Versuch, immerhin. Aber kein Jubel unterbricht ihn. Pathos braucht Tradition, den geeigneten Anlass, einen gefühlvollen Redner. Das kann es nicht immer geben. Aber ein bisschen Sehnsucht danach, die kann man schon mal bekommen. lom

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