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Steinbrück findet das Kanzlergehalt zu niedrig.

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Peer Steinbrück und das Kanzlergehalt: Geld oder Rampenlicht: Worum geht es Steinbrück?

Kanzlerkandidat Peer Steinbrück findet, dass Politiker im Vergleich zu Managern zu schlecht bezahlt sind. Doch es geht ihm in erster Linie gar nicht um mehr Geld, sondern um etwas ganz anderes.

Das Erstaunliche an Peer Steinbrücks Äußerungen zu den Politikerbezügen ist nicht, dass er ein höheres Kanzlergehalt ins Spiel gebracht hat. Es ist legitim, sich darüber zu unterhalten, welche Ausstattung der Staat seinen Repräsentanten zur Verfügung stellt. Politiker müssen so bezahlt werden, dass sie nicht auf Zuwendungen Dritter angewiesen sind. Sie können auf der anderen Seite aber auch nur das verdienen, was in den Augen ihrer Wähler angemessen ist.

Überraschend ist eher der Referenzrahmen, den Steinbrück in seinen Äußerungen gewählt hat. Er habe kein höheres Kanzlersalär gefordert, schob er nach. Man müsse sich aber Gedanken darüber machen dürfen, ob Politiker im Vergleich zu Managern nicht zu schlecht bezahlt seien. Dies unterstellt, dass es um zwei vergleichbare Berufsfelder geht – ja, dass Politik ein gewöhnlicher Beruf ist.

Ein normaler Erwerbsberuf kann die Politik aber schon deshalb nicht sein, weil in ihr mit einer ganz anderen Währung gehandelt wird. Es kommt selten vor, dass sich Führungskräfte spät für eine Karriere entweder in der Wirtschaft oder in der Politik entscheiden. Meist fallen solche Schlüsselentscheidungen sehr früh: Wer in die Wirtschaft strebt, der möchte relativ autonom entscheiden, der möchte sich auf seine Qualifikation verlassen können, der zieht im Zweifelsfall finanzielle Anerkennung dem öffentlichen Ruhm vor.

Bei der Politik verhält es sich genau umgekehrt. Hier wird mit Aufmerksamkeit bezahlt. Der Einfluss des Einzelnen ist begrenzt, weil Macht in der Demokratie immer geteilt und begründet werden muss. Und im Zweifelsfall bringt die beste Ausbildung nichts, wenn die Unterstützung durch Wähler oder Gefolgsleute ausbleibt.

Dass Spitzenmanager so gut wie nie in die Politik wechseln, hängt also nicht mit dem Gehaltsgefälle zusammen, wie es Steinbrück jetzt andeutet. Es lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass die Politik jenen ein vollkommen anderes Angebot unterbreitet, die sich in sie hineinbegeben. „Die Aufmerksamkeit anderer Menschen ist die unwiderstehlichste aller Drogen“, hat dies der Wissenschaftler Georg Franck umschrieben.

Beide Währungen sind nicht beliebig austauschbar, auch wenn dies Steinbrück in der Vergangenheit fälschlicherweise offenbar angenommen hatte. Etwas weniger Aufmerksamkeit für seine Nebenverdienste wäre ihm sicherlich recht gewesen. Weil Steinbrück schon jahrzehntelang Politiker ist, liegt der Verdacht nahe, es gehe ihm gar nicht in erster Linie um mehr Geld. Sein Hinweis auf die Wirtschaftsmanager lässt eher vermuten, dass er auf Augenhöhe mit ihnen behandelt werden möchte. Auch darin liegt eine Form der Anerkennung.

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