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Meinung: Perle versenkt

Die öffentliche Hand hat ein Berliner Grundstück für 350 000 Euro an eine Firma verkauft, die es filetieren und am Ende für vielleicht zehn Millionen Euro wieder losschlagen wird. Die Frage, ob das einfach nur unglücklich gelaufen ist oder durch kriminelle Machenschaften möglich wurde, wird die Justiz beantworten.

Die öffentliche Hand hat ein Berliner Grundstück für 350 000 Euro an eine Firma verkauft, die es filetieren und am Ende für vielleicht zehn Millionen Euro wieder losschlagen wird. Die Frage, ob das einfach nur unglücklich gelaufen ist oder durch kriminelle Machenschaften möglich wurde, wird die Justiz beantworten. Doch es gibt andere Fragen, die auch andere zu beantworten haben. Zum Beispiel der Senat, der Berlin gerne zum Medienzentrum der Zukunft ausruft: Warum überließ dieser Senat – und die Senate davor – über Jahre einen bereits existierenden Medienstandort sich selbst, auf dem sich Dutzende Firmen durchwursteln? Warum überwiesen Berlin und die neuen Länder Monat für Monat 100 000 Euro Betriebskosten, statt eine erfolgreiche Vermarktung voranzutreiben? Dass es eine Immobilien-Perle war, die da am Ufer der Spree lag, war spätestens seit einem Gutachten 1996 klar, das ihren Wert auf damals 30 Millionen Euro taxierte. Selbst wenn man das alte Funkhaus der DDR für ein Viertel dieser Summe losgeworden wäre – es wäre allemal besser gewesen als die Quasi-Schenkung an eine Firma ohne Medienerfahrung, die vermutlich nie etwas anderes vorhatte, als abzukassieren. Vielleicht lag die Nalepastraße politisch zu weit ab vom Schuss, um von der Landespolitik wahrgenommen zu werden. Mit dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee wäre so etwas wohl kaum passiert. Dabei ist das vom Büro des Finanzsenators weiter entfernt als die Nalepastraße. Heute im Medienausschuss des Abgeordnetenhauses muss sich zeigen, ob ein paar Leute in die falsche Richtung geschaut oder geschlafen haben. obs

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