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Gegen gutes Fleisch ist nichts einzuwenden, findet Helmut Schümann. Peta-Aktivisten sehen das meistens anders.

© AFP

Peta und der Holocaust: Der Mensch ist nun mal kein Tier

Massentierhaltung ist grausam, und was sie hervorbringt, ist geschmacklos. Den besten Beweis lieferte ausgerechnet die Tierschutzorganisation Peta.

Wenn alles, was geschmacklos ist, verboten gehört, gehört auch Massentierhaltung verboten. Weil diese Art der Nahrungsaufzucht geschmacklose Hühner, geschmacklose Schweine und geschmacklose Rinder produziert. Insofern ist der Tierschutzvereinigung Peta auch dafür zu danken, dass sie immer wieder gegen Massentierhaltung Sturm läuft. Sie macht das zwar nicht aus Liebe zum leckeren Schnitzel, aber sie macht es. Andererseits sind die Leute von Peta auch gerne mal geschmacklos, wenn es um ihre Sache, die Tiere, geht. Sie nennen ihre Geschmacklosigkeit nur Provokation. Eine solche klebten sie 2004 auf Plakatwände: Auf denen waren nackte KZ-Insassen neben Fotos verhungernder Rinder zu sehen, unter der Überschrift „lebende Skelette“. Seinerzeit hatten Mitglieder des Zentralrats der Juden gegen diese Aktion geklagt, mit Erfolg. Nun hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte das damalige Verbot für rechtens erklärt und die Klage von Peta gegen die Verletzung der Meinungsfreiheit abgewiesen.

Meinungsfreiheit ist natürlich ein hohes Gut und gilt auch für Geschmacklosigkeiten, aber gegen die Geschmacklosigkeit haben die Richter nicht argumentiert. Sie haben gegen die Bagatellisierung des Leids der Holocaust-Opfer geurteilt. Daher können sich alle wieder hinsetzen, die in dem Urteil eine Beschneidung der Meinungsfreiheit sehen. Die ist nicht beschnitten, die Meinung, dass Massentierhaltung des Teufels ist, ist weiterhin frei. Die Meinung, dass der Mensch kein Tier ist und vice versa, ist nicht nur frei, das ist eine Tatsache.

Peta hat gleich zweimal geirrt. Zum einen in der Gleichsetzung. Es ist nämlich in Deutschland und auch anderswo in der Welt nicht verboten, Tiere zu schlachten. Beim Menschen ist das – mit trauriger Ausnahme von Kriegszuständen – fundamental anders. Dass Tiere im Massenstall leiden, ist keine Frage, sie aus ihrer Qual zu befreien, eine ehrenwerte Aufgabe, und Gesetze gegen Tierquälerei haben ihre unbedingte Berechtigung. Aber das Verbrechen am Tier ist ein moralisches, kein justiziables, und es ist – oh ha, da werden die Leserbriefe aber schäumen – wesentlich kleiner als das Verbrechen am Menschen.

Peta irrt nach Meinung des Mittfünfzigers noch mal. Nämlich auch in der Position, dass man Tiere gar nicht essen darf. Der Mittfünfziger sagt Ja! zu Fleisch, hat sich sogar schon an der Currywurst versucht. Vegetarier sein, gut und schön, aber beim Steak hört’s auf. Und beim Geschmack.

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