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Peter Sodann: "Links ist, wo das Herz schlägt"

Gerechtigkeit ist für ihn nicht nur ein Wort, sondern eine Haltung: Die Linke will den Schauspieler Peter Sodann für die Präsidentschaftskandidatur gewinnen. Doch der frühere "Tatort"-Kommissar kann dabei nur verlieren.

Entschieden ist gar nichts. Aber die Idee ist da. Die Linke spricht mit Peter Sodann über eine Kandidatur zur Wahl des Bundespräsidenten im Mai 2009. Die Gegenkandidaten heißen Amtsinhaber Horst Köhler und die SPD-Bewerberin Gesine Schwan. Für die Linke wäre der 72-jährige Sodann eine Idealbesetzung: DDR-Biografie ohne SED- Schatten, ein politischer Schauspieler mit immenser Popularität. Links sei, „wo das Herz schlägt“, so viel und so wenig Programm muss sein. Sodann spielte von 1992 bis 2007 den „Tatort“-Kommissar aus Leipzig, dass er „Ehrlicher“ hieß, das war Sodann wichtig. Sein Fahnder sollte die Unsicherheiten des politischen und des sozialen Umbruchs im Osten Deutschlands reflektieren.

Die Fährnisse und Widrigkeiten des Lebens hatte Peter Sodann schnell kennengelernt. 1936 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Meißen geboren, wuchs er bei der Mutter auf, der Vater war 1944 gefallen. Mit der Schauspielausbildung an der Theaterhochschule Leipzig war die wichtigste Lebensspur gelegt und sein Kampfeswille geweckt. Sein Kabarett „Rat der Spötter“ brachte ihn neun Monate ins Gefängnis, die SED schloss ihn aus, aber Helene Weigel holte ihn 1964 ins Berliner Ensemble.

Sodann spielte und inszenierte später in Erfurt, Karl-Marx-Stadt und Magdeburg. 1980 wurde er Schauspieldirektor in Halle. Dort fand die künstlerische wie organisatorische Energie des immer eiligen Sachsen ihren eigentlichen Widerhall. Über Jahre bauten Sodann & Freunde aus einem maroden Gebäudekomplex die „Kulturinsel“ auf. Der Majordomus kümmerte sich um Nägel und Bretter wie um zuschauergängige Inszenierungen. Zeitbezug sollte immer sein, die Theaterkultur soll ja etwas bewirken, intellektuelle Wolkenkuckucksheimereien sind die Sache dieses volkstümlichen Künstlers (ohne jede „Tümelei“) nicht.

Kino und Fernsehen liefen erst nebenher, doch dann mit gesteigerter Intensität. Das mit der SED, deren Stasi zeitweise 80 Spitzel auf Sodann angesetzt hatte, ließ ihn dabei nicht los. In dem ZDF-Film „Deutschlandspiel“ war er der vielleicht beste Erich Mielke, den es je gab. Da interessierte ihn die Person, wie Sodann überhaupt alle Stasi-Fälle genau und individuell behandelt wissen will. Gerechtigkeit ist für ihn nicht nur ein Wort, es ist eine Haltung. Tritt er für die Linke an, verliert er. Das wird ihn nicht stören, die gerechte Sache gibt er nie verloren. Weil sie mehr ist als eine Idee. Joachim Huber

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