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Meinung: Pflicht und Freude Von Bernhard Schulz

Vier Jahre ist es her, dass die Alte Nationalgalerie als erster vollständig restaurierter Bau der Museumsinsel in neuer Pracht erstrahlte. Der Erfolg stellte sich unmittelbar ein: Scharen von Besuchern, die das Haus in Besitz nahmen und von ihm seither nicht mehr lassen wollen.

Vier Jahre ist es her, dass die Alte Nationalgalerie als erster vollständig restaurierter Bau der Museumsinsel in neuer Pracht erstrahlte. Der Erfolg stellte sich unmittelbar ein: Scharen von Besuchern, die das Haus in Besitz nahmen und von ihm seither nicht mehr lassen wollen. Nun steht mit dem Bode-Museum der zweite Wiedergewinn an – noch nicht zur Gänze zwar, da weitere Monate für die Einrichtung der Kunstwerke benötigt werden, ehe das Gebäude als Museum wiedereröffnet, aber eben doch bereits als Bauwerk.

Jahrzehntelang galt diese Schöpfung in wilhelminischem Neubarock nicht viel. Solche Missachtung macht heute wiederum Kopfschütteln. Denn in der preußisch- schlüterschen Barockschale steckt ein wunderbarer Kern: ein Haus, das die Kunst feiert, und zwar die der schönsten Zeiten einer weit verstandenen Renaissance. Es bedarf keiner Prophetie, dem Bode-Museum einen der Alten Nationalgalerie vergleichbaren Erfolg vorauszusagen, wenn erst einmal Gemälde, Skulpturen und Kunsthandwerk in den von Bode ersonnenen „Epochenräumen“ erstrahlen werden.

Und auch die Politik hat alles Recht, sich im Glanz der nun sichtbar wiedererwachsenden Museumsinsel zu sonnen. Das Bekenntnis des Bundes zu seinen, aus der verschlungenen Geschichte Preußen-Deutschlands erwachsenen Verpflichtungen trägt Früchte. Eine Milliarde Euro, so war gestern wieder zu hören, wird die Generalsanierung der „Insel“ am Ende gekostet haben – wenn irgendwann gegen 2015 die letzten Baugerüste gefallen sind. Das ist zwar die schon vor bald fünfzehn Jahren genannte Summe, allerdings in Euro statt seinerzeit in D-Mark. Doch handelt es sich nicht um schlamperte Kostensteigerungen, sondern um die nie korrekt vorauszuplanende Restaurierung historischer, im Krieg beinahe vernichteter und hernach nur notdürftig geschützter Substanz. Umso bewundernswürdiger, dass die Rettung des Bode-Museums ganz im Kostenrahmen verblieb. Das sollte Mut machen, die ausstehenden Mittel für die weiteren, noch darbenden Insel-Museen zügig zu bewilligen. Ein schöneres Pfund als die Museumsinsel, um damit zu wuchern, hat Berlin kaum zu bieten.

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