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Meinung: Platz auf der Tribüne

Der RBB, öffentlichrechtlicher Sender für Berlin und Brandenburg, will künftig die Parlamentssitzungen beider Länder nicht mehr live übertragen. Alle zwei Wochen Donnerstags erst drei Stunden aus Potsdam, dann drei Stunden aus Berlin – das sei zu viel, befand die Intendantin.

Der RBB, öffentlichrechtlicher Sender für Berlin und Brandenburg, will künftig die Parlamentssitzungen beider Länder nicht mehr live übertragen. Alle zwei Wochen Donnerstags erst drei Stunden aus Potsdam, dann drei Stunden aus Berlin – das sei zu viel, befand die Intendantin. Fragt sich nur, für wen. Demokratietheoretisch mag es durchaus wünschenswert sein, möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, den Parlamentsbetrieb zu verfolgen. Praktisch haben dies allerdings nicht viele getan, was auch am Parlamentsbetrieb selbst liegt. Es ist eben nicht alles interessant, was dort gefragt und gesagt wird. Das muss man nicht den Abgeordneten vorwerfen, zuweilen kann man es aber durchaus. Insofern klingt die Alternative, die der RBB vorschlägt, gar nicht so unattraktiv: eine Sendung von einer Stunde mit Zusammenschnitten der wichtigsten Themen und Momente, dazu Interviews und Analysen. Journalistisch so aufbereitet, kann diese Stunde informativer sein und auf mehr Interesse stoßen als vorher drei, und der vom Abgeordnetenhaus geforderten Informationspflicht eines öffentlich-rechtlichen Senders wäre damit Genüge getan. Aufregung und Argumente des Parlamentspräsidiums sind deshalb nicht ganz nachzuvollziehen. Hinterbänkler haben nicht bessere Chancen auf Öffentlichkeit, wenn eine Sendung länger ist, sondern wenn sie reden können und auch noch etwas zu sagen haben. Es liegt an ihnen, nicht am RBB. Und wer sich wirklich für die „extended version“, also das ganze Spektakel interessiert: auf der Besuchertribüne ist immer Platz. lom

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