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PORTRÄT ALOIS VON UND ZU LIECHTENSTEIN, ERBPRINZ: "Ein vollkommen überrissener Angriff"

Ausgerechnet jetzt, mitten in seiner Probezeit als Staatsoberhaupt, muss er durch die Feuertaufe. Und hinstehen, dem übermächtigen Deutschland trotzen, das aufgerüttelt durch einen heftigen Steuerskandal auf das kleine Liechtenstein eindrischt.

Der Anzug schlottert am großen, schlacksigen Körper, Blut schießt in das kantige Gesicht, wenn Seine Durchlaucht Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein (39) von „Dooitschlaaand“ spricht. Die Vokale sind lang gezogen, man kennt das vom Vater. Wie Fürst Hans- Adam spricht auch Alois nicht den Dialekt seines Landes, schon eher ein Variante des nasalen Wienerischen, nur etwas abgehobener, manierierter. Adliger eben.

Nur, jetzt muss er beweisen, dass er nicht nur der Grüßalois der Nation ist, nicht nur der temporäre Statthalter seines Vaters. Wie der Fürst im letzten großen Finanzskandal vor acht Jahren muss auch Alois nun den Deutschen die Stirn bieten. Und wie der Vater zunächst einmal mauern. Auch wenn man später doch weit reichende Zugeständnisse machen dürfte.

„Dooitschlaand“, sagt der seit knapp vier Jahren regierende Erbprinz, „sollte seine Steuergelder besser dafür einsetzen, sein Steuersystem in den Griff zu bekommen, als Millionenbeträge für Daten auszugeben, deren rechtliche Verwertbarkeit zweifelhaft ist.“ Der da spricht, zahlt selber keine Steuern. Hier, zu Hause in Liechtenstein, gilt er als „geheiligt“ und fiskalisch quasi als „unantastbar“.

Begreift so einer, dass sich nicht alle Staaten zu beachtlichen Teilen über die Erträge aus Steuerfluchtmilliarden aus anderen Staaten finanzieren können? Täten dies alle, hätte niemand etwas davon. Allerdings wird ein Erbprinz niemals eingestehen, dass seinem Land Steuerflüchtigen Hilfe bietet. Allenfalls streut er sich etwas Asche aufs Haupt. Um diese dann mit einer schnellen Handbewegung wieder wegzuwischen. Oder mit einer verklausulierten Erklärung, dass es immer und überall gelegentlich zu Missbräuchen komme, das sei in Liechtenstein nicht anders.

Vorerst mimt er das Opfer. „Bei uns können fiskalische Interessen nicht über rechtsstaatliche Prinzipien gestellt werden,“ so der Erbprinz. Etwas anderes könnte, ja dürfte er gar nicht sagen. Sein Vater kann ihn jederzeit absetzen. Verhindern kann er das nur, wenn er sagt, was der Vater schon immer gesagt hat, wenn „Dooitschland“ wieder einmal gegen die Mauern der Steuertrutzburg anrennt. Und genau das tut er. Mit jedem Wort. Mit jedem Vokal. Dominik Flammer

Dominik Flammer

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