zum Hauptinhalt
Foto: AFP

© AFP

PORTRÄT AMR MUSSA CHEF DER ARABISCHEN LIGA:: „Wir stehen hinter der UN-Resolution“

Der Westen rätselt dieser Tage, ob die Arabische Liga es ernst gemeint hat mit ihrer Forderung, über Libyen eine Flugverbotszone einzurichten. Schuld ist Generalsekretär Amr Mussa, das Gesicht des Verbundes von 21 arabischen Ländern sowie Palästina.

Der Westen rätselt dieser Tage, ob die Arabische Liga es ernst gemeint hat mit ihrer Forderung, über Libyen eine Flugverbotszone einzurichten. Schuld ist Generalsekretär Amr Mussa, das Gesicht des Verbundes von 21 arabischen Ländern sowie Palästina. Zwar war es nur Mussas Geschick zu verdanken, dass die Liga mit einigen Enthaltungen die Einmischung der Welt in die internen Angelegenheiten eines Bruderstaates verlangt hat. Doch dann war es auch Amr Mussa, der Zweifel an der Ernsthaftigkeit nährte, indem er befand, die ersten Angriffe auf Libyen gingen über das hinaus, was in der UN-Resolution gefordert wurde. Einen Tag später korrigierte er sich. Und der ägyptische Karrierediplomat bleibt bis heute schwammig, obwohl er als scharfzüngig bekannt ist und in anderen Fragen die Dinge gern beim Namen benennt.

Für diesen Eiertanz gibt es zwei Erklärungen. Die Arabische Liga, inklusive Amr Mussa, war wohl überrascht von der Heftigkeit der Luftangriffe auf Libyen. Obwohl Mussa in seinem jüngsten Interview mit der pan-arabischen Tageszeitung „Al Hayat“ einräumt, dass man gewusst hätte, dass es „einige militärische Operationen“ gegen Flugabwehrstellungen geben würde. Außerdem muss der Generalsekretär den Klub der Potentaten zusammenhalten, der sich unter seiner Anleitung mit dem Aufruf an die UN auf unheimliches Neuland begeben hat. Eine konsequenter Politikwechsel steht bisher nicht dahinter.

Und der 74-jährige Mussa ist selbst in einer Zwitterposition: Als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen in Ägypten muss er auf das eigene Volk horchen. Zwar haben große Teile der bürgerliche Demokratiebewegung, zu der er sich in den letzten Tagen des Regimes Mubarak bekannt hat, Hilfe für die Rebellen im Nachbarland gefordert. Doch eine Mehrheit der Ägypter hat noch immer den Reflex, westliche Einmischung in innerarabische Angelegenheiten abzulehnen.

Das weiß der Populist ohne Partei, der ein Gespür für die Stimmung im Volke hat. So hält der Realpolitiker zwar an dem unpopulären Friedensvertrag mit Israel fest. Doch selbst in den Jahren 1991 bis 2001, in denen er ägyptischer Außenminister war, hat Mussa Israels Siedlungsbau und Besatzung harsch kritisiert. Diese Unabhängigkeit danken ihm die Ägypter, die ihn bereits 2005 in Internetblogs zum Favoriten für das Präsidentenamt erklärten, obwohl er nicht kandidierte. Eine ähnliche Gratwanderung macht er jetzt in Sachen Libyen, wo die Lage jedoch verworrener ist. Andrea Nüsse

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false