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Anshu Jain

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Porträt Anshu Jain: "Komm zur Sache"

Normalerweise ist das Spekulieren sein ureigenstes Geschäft. Im Moment steht er selbst im Mittelpunkt wilder Spekulationen: Anshu Jain, Chefhändler der Deutschen Bank, gilt als Favorit für die Nachfolge von Vorstandschef Josef Ackermann.

Ackermanns Vertrag läuft bis 2013. Dass er sich längst Gedanken darüber macht, wer ihn beerben könnte, daraus macht Ackermann kein Geheimnis: Seit Monaten sei er mit dem Aufsichtsratschef in „intensiven Gesprächen“, welche Kriterien sein Nachfolger erfüllen muss.

Eine Frage wird sein, ob der Chef der größten deutschen Bank fließend Deutsch sprechen muss. Anshu Jain ist Inder, hat in Amerika studiert und arbeitet seit 15 Jahren in London. Er soll Sprachkurse gemacht haben, vermutlich kommt er aber bei der Deutschen Bank, wo die Geschäftssprache Englisch ist, kaum dazu, Deutsch zu sprechen.

Kein Zweifel besteht an seiner fachlichen Eignung. Den „Geldmacher“ nennen sie ihn in Frankfurt. Als Vorstandsmitglied führt Jain die Investmentsparte, die im letzten Jahr 80 Prozent zu dem Fünf-Milliarden-Gewinn der Bank beigetragen hat. Noch teilt sich Jain, der mehr verdienen soll als Josef Ackermann, den Posten mit Michael Cohrs, in Kürze soll er die Alleinverantwortung übernehmen.

Schon jetzt ist die Karriere des 47-Jährigen beachtlich: Jain stammt aus einer Angestelltenfamilie in der nordindischen Stadt Jaipur. Er studierte Wirtschaft, erst in Delhi, dann an einem Elitecollege in den USA. Seine Karriere begann er bei einer kleinen Investmentbank in New York, bevor er zu Merrill Lynch wechselte. 1995 kam er zur Deutschen Bank nach London, im Gefolge seines Förderers Edson Mitchell. Gemeinsam machten sie die Deutsche Bank zu einer der größten Investmentbanken der Welt. Nach Mitchells Tod machte Ackermann Jain zum Chef der Kapitalmarktsparte, den „Global Markets“. Dazu gehört der Handel mit Devisen, Rohstoffen und Aktien, früher auch das Verschachteln von Kreditderivaten.

Er gilt als hochintelligent, rhetorisch brillant, als einer, der Kunden wie Mitarbeiter gleichermaßen begeistern kann. Gleichzeitig ist er knallhart und vor allem schnell: „Come to the point“ („Komm zur Sache“) soll einer seiner Lieblingssätze sein.

Mit seiner Frau und zwei Kindern lebt er im Londoner Westen. Statt öffentlich Champagnerparties zu feiern, spielt Jain lieber Kricket. Auch das wohl leidenschaftlich ehrgeizig.

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