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PORTRÄT CHARLES KING MALLORY IV CHEF DES ASPEN-INSTITUTS:: „Diese Generation ist eine Zeitbombe“

Sein Name klingt wie aus einem Drama von Shakespeare: Charles King Mallory IV. Kollegen sprechen von ihm lakonisch als „CKM4“.

Von Caroline Fetscher

Sein Name klingt wie aus einem Drama von Shakespeare: Charles King Mallory IV. Kollegen sprechen von ihm lakonisch als „CKM4“. Ab August tritt der 43-jährige Amerikaner die Nachfolge des engagierten Jeff Gedmin als Direktor des Berliner Aspen-Instituts an. Heute stellt er sich auf dem Aspen-Sommerfest vor.

Seit mehr als drei Jahrzehnten bringt das Institut in Berlin Politiker, Denker und Journalisten jedweder Couleur zusammen, um den transatlantischen Dialog zu fördern. Der ist laut „CKM4“ heute notwendiger denn je. Nach der Ost-West-Konfrontation des Kalten Krieges, sagte Mallory unlängst in einer Rede, erleben wir nun eine Nord-Süd-Konfrontation, die vor allem Europa betrifft. In den muslimisch geprägten Staaten des Mittleren wie Nahen Ostens und Nordafrikas werden in den kommenden Jahren hundert Millionen junger Leute ihre Chance auf den Arbeitsmarkt suchen, doch „nur ein Bruchteil wird sie finden“. Umso eher werden sich diese Menschen angezogen fühlen von radikalen Islamisten, während sie zugleich massenhaft „in die Niederlande, nach Frankreich, nach Deutschland“ drängen werden. Diese Generation sei eine „Zeitbombe“, die man entschärfen müsse.

Mallorys Werdegang hört sich an wie der eines Überfliegers: An der Johns Hopkins University studierte er Politologie, promovierte 1994 über die Sowjetunion und spricht auch Russisch, Deutsch, Französisch und Arabisch. Von 1987 bis 2002 arbeitete er als Berater und Fellow für so unterschiedliche Institutionen wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut, die Rand Corporation in Santa Monica und den Credit Suisse Investment Fund in Moskau.

Erfolge zählen für ihn mehr als Misserfolge, und sein Leitmotiv „Demokratie ist ein universelles Grundrecht“ meint der Mann mit markantem Kinn und klaren Gesichtszügen durchaus ernst. Das bewies der Kosmopolit auch als Experte für Nahostfragen am US-Außenministerium seit 2002. Dort lag er auf der Linie derer, die Demokratisierung aktiv vorantreiben, Dilemmata feudaler und nichtsäkularer Gesellschaften auflösen und dezidiert die Rechte von Frauen stärken wollen.

Der „King“, dessen Familie einst aus Yorkshire in Großbritannien nach Virginia in den USA auswanderte, die sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und sogar Verwandtschaft zu König Heinrich II. aufweist, denkt und fühlt bis ins Mark als Demokrat und Amerikaner. Caroline Fetscher

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