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PORTRÄT CHARLES MOORE THATCHER-BIOGRAF:: „Sie war eben eine Frau“

Die Auflagenhöhe ist geheim, aber der erste Band der offiziellen Biografie über Margaret Thatcher steht bei Amazon seit Tagen an der Spitze. Wenn das Buch am heutigen Dienstag in die Buchhandlungen kommt, werde es „mit einem Schlag alle anderen Thatcher-Biografien außer Kraft setzen“, verheißt der Verlag.

Die Auflagenhöhe ist geheim, aber der erste Band der offiziellen Biografie über Margaret Thatcher steht bei Amazon seit Tagen an der Spitze. Wenn das Buch am heutigen Dienstag in die Buchhandlungen kommt, werde es „mit einem Schlag alle anderen Thatcher-Biografien außer Kraft setzen“, verheißt der Verlag. Charles Moore liefert „Thatcher in 3-D“, wie Vorabauszüge im „Daily Telegraph“ belegen sollen. Etwa mit der Geschichte von Margaret Roberts erstem Liebhaber Tony, dem „nicht besonders gut aussehenden“ Militärkadetten in Oxford, der ihr den Laufpass gab, kaum dass er in das strenge Elternhaus im Krämerladen von Grantham eingeführt worden war. Andersherum ging es mit William Cullen. Als er Margaret ihre erste Handtasche schenkte, schrieb sie: „Nun muss ich noch eine Weile mit ihm gehen.“ Dann verheiratete sie ihn mit ihrer Schwester Muriel.

„Sie war eben eine Frau. Radikal, egoistisch, romantisch, unschuldig“, schreibt Moore. 1997 wurde er von Thatcher zum offiziellen Biografen bestimmt und hatte Zugang zu den entlegensten Quellen. Der Deal: Erst nach Thatchers Tod würde das Buch veröffentlicht, Thatcher würde es nie lesen, also konnten alle offen reden. Thatcher durfte sich bei Moore in guten Händen wissen. Der ehemalige Chefredakteur des „Daily Telegraph“, der 2003 den Job aufgab, um sich ganz auf diese Biografie zu konzentrieren, gilt nicht nur, weil er „Jagen“ als einziges Hobby angibt, als Hohepriester des britischen Konservatismus. 1990 war Moore einer der letzten Journalisten, die Thatcher vor ihrer Entmachtung interviewten. In den Jahren wachsender Kontroversen über Thatchers Erbe gehörte er zu ihren entschiedensten Verteidigern: „Überall in der Welt gibt es Menschen die sagen, ‚wir brauchen eine Thatcher’.“ Die Menschen verstünden, dass sie, anders als heutige Politiker, „die Probleme wirklich anpackte“.

Mangelnde Unabhängigkeit kann man Moore wohl aber nicht vorwerfen. Der Freigeist ist stolz auf die 262 Pfund Strafe, die er für seine Weigerung bekam, die BBC-Rundfunklizenz zu bezahlen. Und vor zwei Jahren trat der Erz-Tory mit seinem Artikel „Hatte die Linke recht?“ eine europaweite Kapitalismus-Debatte los. Aber Moore kritisierte weniger den Kapitalismus, sondern den Umstand, dass ein Grundsatz missachtet wurde, den Thatcher wohl verstand: Eigentlich müssen Kapitalisten, nicht die Steuerzahler, für ihre Fehler mit Verlusten einstehen.

Matthias Thibaut

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