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PORTRÄT CLOTILDE REISS, FRANZÖSISCHE EX-GEISEL: "Ich hoffe auf Gnade!"

Dass die Französin Clotilde Reiss bei ihrer Ausreise aus dem Iran Anfang Juli als Spionin festgenommen wurde, verdankt sie der Paranoia des Regimes.

Das Bild der jungen Frau in der dunklen Tunika und dem von einem schwarz- braunen Kopftuch mit geometrischen Mustern eingerahmten Gesicht war in allen Medien zu sehen. Als Clotilde Reiss am 8. August unter Spionageanklage vor dem Revolutionsgericht in Teheran stand, war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Weder die französische Botschaft war von dem bevorstehenden Prozess gegen die Französin ins Bild gesetzt worden, noch waren Vertreter westlicher Medien zu dem Verfahren zugelassen worden. Einzige Quelle für das Geschehen vor Gericht war die iranische Nachrichtenagentur, und was die berichtete, rief die Erinnerung an Schauprozesse vergangener Zeiten und Regime wach. Reiss habe ein „Geständnis“ abgelegt, schrieb die Agentur, an zwei Demonstrationen teilgenommen und darüber einen Bericht an die Kulturabteilung der Botschaft sowie das Französische Institut für Iranforschung gesandt zu haben. „Ich bitte das Land, das Volk und die Justiz des Iran um Pardon und hoffe auf Gnade“, wurde sie zitiert.

Das alles sagte Reiss fließend in der Landessprache Farsi. Durch ihr persisches Kindermädchen war die Tochter eines französischen Atomingenieurs, der mit seiner Familie abwechselnd in den USA und Frankreich lebte, schon früh mit der Kultur des Iran in Berührung gekommen. Ihr verdankt Clotilde Reiss ihre ersten Farsi-Sprachkenntnisse und, wie ihr Vater in einem der vielen Interviews in den vergangenen Tagen berichtete, die Motivation, sich für die Geschichte, die Kunst und die Kultur des Iran zu begeistern. Während des Studiums am Institut für politische Wissenschaften in Lille intensivierte sie ihre Kenntnisse der persischen Sprache und Kultur. Ihre Magisterprüfung legte sie 2008 mit einer Arbeit über das iranische Schulsystem seit der islamischen Revolution ab. Anfang dieses Jahres ging sie mit einem Stipendium des Französischen Instituts für Iranforschung als Französisch- Lehrerin an die Universität Isfahan. Als „charmant, passioniert und sehr an der iranischen Kultur interessiert“, beschreibt sie einer ihrer Dozenten. Sie habe nicht das Zeug zur Spionin.

Dass sie bei ihrer Ausreise Anfang Juli als Spionin festgenommen wurde, verdankt sie der Paranoia des Regimes. Ihr Geständnis wurde ihr vermutlich abgepresst. Sie habe sich dieser Zumutung mit „Würde und mit Mut“ unterworfen, versicherte ihr Präsident Sarkozy nach ihrer Freilassung am Telefon.

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