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Porträt: „Das neue Google finden“

Christoph Mohn, der Sohn der Bertelsmann-Patriarchin Liz Mohn, wurde an die Spitze des Aufsichtsrats gewählt. Unternehmerische Erfolge hat er bislang nicht vorzuweisen - im Gegenteil.

Eine Menge Häme ist über Christoph Mohn ausgeschüttet worden, als er die Bertelsmann-Beteiligung Lycos Europe in den Ruin trieb. Ausgerechnet er, der Sohn des Familienpatriarchen und Bertelsmann-Eigentümers Reinhard Mohn und dessen zweiter Frau Elisabeth „Liz“ Mohn, wurde zum Sorgenkind. Drei Jahre ist das jetzt her, das Scheitern haftete an Christoph Mohn wie ein Schatten. Doch nun bekommt er die Chance, sich von diesem Ruf zu befreien: Zum 1. Januar wird Mohn Vorsitzender des Aufsichtsrats des Mediengiganten Bertelsmann, zu dem die RTL Group, der Verlag Gruner + Jahr, der Buchkonzern Random House und das Dienstleistungsunternehmen Arvato gehören.

Wie das Unternehmen am Donnerstag in Gütersloh mitteilte, wählte das Gremium den 47-jährigen Mohn zum Nachfolger von Gunter Thielen, 70, der mit Erreichen der bei Bertelsmann üblichen Altersgrenze aus dem Aufsichtsrat ausscheidet.

Die Berufung von Christoph Mohn ist ein wichtiger Schachzug im Plan von Liz Mohn, das Unternehmen wieder zurück in die Hand der Familie zu führen. Seit dem Tod ihres Mannes 2009 wacht sie über die Geschicke des Unternehmens, spätestens in vier Jahren muss sie jedoch satzungsgemäß ihren einflussreichen Posten als Familiensprecherin aufgeben – die Übergabe an die nächste Generation muss vorbereitet werden. Als Chefkontrolleur besetzt ihr Sohn nun eine der wichtigsten Schlüsselpositionen im Unternehmen.

Christoph Mohn, der Betriebswirtschaft studierte, bei der Unternehmensberatung McKinsey arbeitete und bereits Mitglied des Aufsichtsrats der Bertelsmann AG war, übernimmt die Position allerdings in turbulenten Zeiten. Derzeit gibt es vor allem zahlreiche Schlagzeilen zur geplanten Übernahme von Gruner + Jahr, die auch am heutigen Freitag Thema sein wird, wenn Bertelsmann seine Halbjahresbilanz vorstellt. Dann wird Vorstandschef Thomas Rabe verkünden, wo investiert werden soll. Mohn, der sich mit Rabe gut verstehen soll, hat den Bertelsmann-Managern nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ schon eine Losung mit auf den Weg gegeben: „Das neue Google finden.“ Und: „Schnäppchen suchen.“

Dass sich in Gütersloh einiges tun wird, kündigte Mohn am Donnerstag an. „Bertelsmann befindet sich aktuell am Beginn eines langfristigen Konzernumbaus.“ Mohn wird dabei beweisen können, was er aus seinem Fehlern bei Lycos gelernt hat.

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