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PORTRÄT DAVID MILIBAND BRITISCHER AUSSENMINISTER:: „Ich war immer für Europa“

Der erste Stilbruch kam gleich am ersten Tag: Anders als zu Tony Blairs Zeiten ließ Gordon Brown seine Minister zum Dienstantritt nicht durch die Downing Street paradieren. Ein weiteres Zeichen für den nüchterneren Regierungsstil unter dem neuen britischen Premier.

Von Markus Hesselmann

Der erste Stilbruch kam gleich am ersten Tag: Anders als zu Tony Blairs Zeiten ließ Gordon Brown seine Minister zum Dienstantritt nicht durch die Downing Street paradieren. Ein weiteres Zeichen für den nüchterneren Regierungsstil unter dem neuen britischen Premier. Auch David Miliband, der neue Außenminister, hatte nur einen kurzen öffentlichen Auftritt. Er sprach von diplomatischen Tugenden, die er seiner Arbeit im Foreign Office zugrunde lege: „Geduldig und entschlossen“ werde er sein, „zuhören und führen“ wolle er. „Ich möchte mitarbeiten an einem besseren Großbritannien und einer besseren Welt“, sagte Miliband.

Fragen ließ er lieber nicht zu. Sonst wäre er wohl gleich mit dem Thema Irak konfrontiert worden. Der frühere Umweltminister, der einst für den Krieg eintrat und auch ansonsten immer ein verlässlicher Blair-Alliierter war, soll persönlich inzwischen Zweifel an der dauerhaften Präsenz der britischen Truppen am Golf haben. Seine Berufung könnte deshalb auf eine Verschiebung der Prioriäten hindeuten, die auch Gordon Brown schon angekündigt hatte: Weniger militärische Stärke, mehr „Kampf um die Köpfe und Herzen“. Der öffentliche Druck nimmt derweil weiter zu. Am Mittwoch starben wieder drei britische Soldaten in Basra.

Obwohl Miliband lange sogar als Herausforderer Browns gehandelt worden war, kam der neue Premier an ihm nicht vorbei. Zu sehr gilt der 41-jährige Miliband als Mann der Zukunft in der Labour Party, als mögliche künftige Nummer eins. Mit Milibands Berufung ins Foreign Office gelingt dem Strategen Brown zweierlei: Der ambitionierte Jungstar überlässt ihm in der Innenpolitik das Feld. Gleichzeitig hält Miliband seinem Chef im Alltagsgeschäft erst einmal den Rücken frei bei unangenehmen außenpolitischen Themen.

Mit Miliband erhält das Foreign Office wieder mehr Gewicht als in der Amtszeit seiner Vorgängerin Margaret Beckett. Mit dem Weltstar Tony Blair als eine Art Überaußenminister hatte es Beckett allerdings auch nicht leicht.

Miliband genießt trotz seiner jungen Jahre internationales Ansehen. Als Umweltminister hat er sich in G8 und EU profiliert. Sein deutscher Amtskollege Sigmar Gabriel hat ihn mehrfach gelobt. „Ich war immer für Europa“, hat David Miliband im Interview mit dem Tagesspiegel gesagt. Als Umweltminister war das allerdings auch leichter. Markus Hesselmann

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