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Porträt des Bayer-Vorstandschefs Werner Wenning: „Übernahme von Schering war ein Meilenstein“

Nach turbulenten Zeiten will Werner Wenning den Bayer-Konzern wieder an die Weltspitze der Pharmaunternehmen führen. Den Job als Vorstandschef übernahm Wenning nach dem Lipobay-Skandal - radikal leitete er den Umbau des Konzerns ein.

Für den begeisterten Fußballfan Werner Wenning sollte es so etwas wie das Golden Goal seiner Karriere werden. Mit der Übernahme des Berliner Hormonspezialisten Schering im vergangenen Jahr wollte der Bayer-Chef eine Laufbahn krönen, die 40 Jahre zuvor mit einer Lehre zum Industriekaufmann im gleichen Konzern begonnen hatte.

17 Milliarden Euro hatte Wenning für Schering bezahlt – was eine ganze Menge ist für ein Unternehmen, das zuletzt einen Jahresumsatz von 5,3 Milliarden Euro erzielt hatte. Doch Wenning hatte einen Plan: Zusammen mit Schering wollte er den Aspirin-Hersteller nach turbulenten Zeiten wieder in die Weltspitze der Pharmaunternehmen zurückführen. Seit Dienstag sieht es so aus, als würde dieser Plan aufgehen.

Der Bayer-Boss hat sich in seiner langen Karriere zäh nach oben gekämpft. Nach diversen Stationen im Konzern war der 1946 in Opladen bei Leverkusen geborene Wenning, der nie studiert hat, 2002 an die Vorstandsspitze berufen worden. Er übernahm die Geschäfte in einer schwierigen Zeit. Wenige Monate zuvor hatte Bayer seinen umsatzstarken Cholesterinsenker Lipobay wegen schwerer Nebenwirkungen vom Markt nehmen müssen, auch in der Chemie lief es nicht gut. Wenning leitete einen radikalen Umbau ein. Als der Verkauf der Pharmasparte scheiterte, fand er sich kurz damit ab, in die Mittelklasse abzurutschen – doch dann kam Schering.

„Die Übernahme von Schering war ein Meilenstein in der Weiterentwicklung unseres Geschäftsportfolios“, erklärte der Bayer-Chef am Dienstag vor Investoren. Weil die Integration besser läuft als ursprünglich geplant, hob Wenning denn auch gleich die Gewinnziele an.

Doch was in den Ohren der Investoren lieblich klingt, dürfte bei den vielen Berliner Schering-Beschäftigten böse nachhallen. 6100 Menschen werden durch die Übernahme weltweit ihren Job verlieren, davon allein 1200 in Berlin. Und während der Bayer-Chef von einer neuen „Ergebnisdimension“ spricht, die dank Schering erreicht werde, wird in Berlin gerade ein Job-Center eingerichtet, dass die künftig Arbeitslosen in neue Aufgaben vermitteln soll. Eine Hoffnung immerhin bleibt: Wenn Bayer es schafft, auf Dauer erfolgreich zu sein, dann wird es irgendwann auch im Berliner Wedding neue Arbeitsplätze geben. Das könnte ebenfalls noch eine Aufgabe für Wenning sein – sein Vertrag läuft noch bis 2010.

Maren Peters

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