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PORTRÄT DETLEV DRENCKHAHN DEUTSCHER WWF-CHEF IN SPE:: „Wir sind beinhart“

Das große Relativistenwort vom Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach lässt er sich nur ungern in den Mund legen, dabei waren es doch Vögel, die ihn dahin brachten, dass er genau das nun tut. Detlev Drenckhahn, 68, stammt aus St.

Das große Relativistenwort vom Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach lässt er sich nur ungern in den Mund legen, dabei waren es doch Vögel, die ihn dahin brachten, dass er genau das nun tut.

Detlev Drenckhahn, 68, stammt aus St. Peter-Ording und musste dort als Kind mit ansehen, wie Eindeichungsprojekte die Vogelvielfalt des Wattenmeers dezimierten. Dagegen engagierte er sich und fiel auf. Auch den Gründern der Naturschutzorganisation WWF, die ihn Ende der 60er Jahre in ihren Wissenschaftlichen Beirat einluden. Seitdem blieb Drenckhahn, Professor für Anatomie, drei Kinder, fünf Enkel, bei der Organisation, meist als Berater. Am Freitag nun soll er zum neuen Vorsitzenden gewählt werden – mitten in einer unruhigen Zeit, denn das Image des WWF wird angekratzt.

Der Naturschutzriese ist gegen ein Buch vorgegangen, das ihm eine zu große Nähe zur Industrie vorwirft: Der WWF paktiere mit Konzernen, die Regenwälder vernichteten, um Biosprit herzustellen und vertusche auch in anderen Zusammenhängen mit seinem Logo die Umweltsünden von Firmen. Der WWF sieht in den Behauptungen Falschaussagen, gegen die – Drenckhahn: „vor allem im Namen unserer Spender!“ – vorzugehen sei. Am 15. Juni beschäftigt der Fall nun ein Gericht. Die Buchhändler gaben dem WWF bereits nach: Das „Schwarzbuch WWF“ von Wilfried Huismann ist aktuell nur über den Verlag zu bekommen, wo es sich seit den Presseberichten vom Wochenende „relativ gut“ verkauft, wie es auf Anfrage hieß.

Drenckhahn verteidigt die Kooperationen des WWF mit Unternehmen. „Nur kritisieren und bloßstellen reicht nicht“, sagt er. „Wir sind lösungsorientiert.“ Man strebe machbare Antworten für Naturschutzprobleme an, das bedeute Kompromisse, Spatz statt Taube, wenn auch ungern. Und da die meisten Naturschutzprobleme von der Industrie verursacht werden, sucht man mit der nach einer Lösung. Sein Beispiel: biologisch abbaubare Joghurtbecher von Danone. An einen Fall, an dem der WWF der Wirtschaft zu sehr entgegengekommen wäre, erinnert Drenckhahn sich nicht: „Wir sind beinhart.“ Drenckhahn weist außerdem darauf hin, dass die vom WWF kritisierten Passagen des Buches bereits 2011 in dem Film „Der Pakt mit dem Panda“ vom selben Autor veröffentlich worden waren. Auch damals hatte der WWF sich gewehrt – und beim Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung erwirkt. Ariane Bemmer

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