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PORTRÄT: Dirk Steffens: „Ich will in Palau die Uiguren treffen“

Er ist Fernsehmoderator, Tierfilmer und neuerdings auch Honorarkonsul der Republik Palau. Dirk Steffens wird im Herbst in die Südsee fliegen. Dort will er die Uiguren aus Guantanamo treffen, die Deutschland partout nicht haben wollte.

In Deutschland ist er selten. Ungefähr drei Monate im Jahr hält Dirk Steffens es hier aus. Vielleicht liegt es daran, dass der 41 Jahre alte Fernsehmoderator, der in Stade geboren wurde, im verregneten Hamburg wohnt. Erst am Mittwoch kam er aus Afrika in die Hansestadt zurück, am heutigen Freitag fliegt er nach England. Steffens ist reisender Reporter, Tierfilme und Unterwasserdokumentationen sind seine Spezialität. Für das ZDF moderiert er „Terra X“, bei Vox kennt man ihn von der Sendung „Tierzeit“.

Doch seine im Moment vielleicht wichtigste Funktion ist eine andere: Im vergangenen Oktober ernannte ihn die Inselrepublik Palau zum Honorarkonsul für Deutschland. Mindestens einmal im Jahr ist Steffens auf den Südseeinseln am anderen Ende der Welt unterwegs. Und dort bemüht man sich zurzeit um den Weltfrieden.

Palau nimmt 13 der jahrelang im US-Gefangenenlager Guantanamo inhaftierten Uiguren, einer muslimischen Minderheit aus China, auf. Die Chinesen sind verstimmt, sie halten die Männer für Terroristen und wollen sie bei sich inhaftieren. Deutschland weigert sich bisher, Uiguren aus US-Haft zu beherbergen, viele andere Länder ebenfalls. Wegen der Aufnahme von vier Uiguren, die aus dem US-Lager entlassen worden sind, forderten auf den Bermudas am Dienstag rund 1000 Menschen den Rücktritt des Ministerpräsidenten.

Steffens glaubt, dass unter den 20 000 Einwohnern in Palau wegen der Uiguren keine Panik ausbrechen wird. „Die Menschen dort sind sehr gastfreundlich“, sagt Steffens. Das nächste Mal wird er im September auf die Inseln fliegen. „Dann will ich die Uiguren natürlich auch treffen“, sagt Steffens.

Im Unterschied zu Deutschland unterhält Palau keine diplomatischen Beziehungen zu Peking. Die Republik gehört aber zu den wenigen Ländern, die Taiwan als unabhängigen Staat anerkennen. Palau soll dem Vernehmen nach außerdem von den USA bis zu 200 Millionen Dollar Auslandshilfe für die Aufnahme der Uiguren erhalten. Landeskenner Steffens weist darauf hin, dass Palau wohlhabend ist. Die Zahlungen aus den USA seien Teil einer viel länger zurückliegenden Vereinbarung. „Sie haben nichts mit den Uiguren zu tun“, sagt der Filmemacher.

Dennoch sind die Beziehungen zwischen Palau und Washington eng: Die Inselrepublik hat keine eigene Armee, sondern steht unter US-Schutz. Bis 1994 waren die Inseln sogar amerikanisches Treuhandgebiet. Hannes Heine

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