zum Hauptinhalt

PORTRÄT DOMINIQUE STRAUSS-KAHN IWF-DIREKTOR:: „Ich bin nicht der Kandidat der Reichen“

An eine Karriere an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte Dominique Strauss-Kahn, Frankreichs früherer sozialistischer Finanzminister, nicht im Traum gedacht. Doch dann machte ihm der luxemburgische Premier Jean- Claude Juncker Ende Juni den Vorschlag, sich um die Nachfolge des vorzeitig ausgeschiedenen IWF- Direktors Rodrigo Rato zu bewerben.

An eine Karriere an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte Dominique Strauss-Kahn, Frankreichs früherer sozialistischer Finanzminister, nicht im Traum gedacht. Doch dann machte ihm der luxemburgische Premier Jean- Claude Juncker Ende Juni den Vorschlag, sich um die Nachfolge des vorzeitig ausgeschiedenen IWF- Direktors Rodrigo Rato zu bewerben. Und bei „DSK“, wie er genannt wird, machte es Klick. Die Linke hatte die Präsidentschafts- und die Parlamentswahl verloren. Er selbst war bei der Kandidatenkür der Sozialisten unterlegen und musste nach der Wahl erleben, wie seine Plädoyers für eine sozialdemokratische Erneuerung der Sozialisten verhallten. Da erschien ihm der Wechsel nach Washington als beste Chance, im Alter von 58 Jahren noch eine seinen Ambitionen und seinen Fähigkeiten entsprechende Aufgabe zu übernehmen.

Bei Sarkozy, den er darauf ansprach, fand er sofort Unterstützung. Für den Präsidenten war es die Möglichkeit, der Linken einen ihrer kompetentesten Politiker auszuspannen und auf einen einflussreichen internationalen Posten zu hieven, von dem dieser vor der nächsten Präsidentenwahl 2012 wohl nicht zurückkehren wird.

Strauss-Kahn, der vom Verwaltungsrat des IWF am Freitagabend in New York mit großer Mehrheit gewählt wurde, ist nach Pierre-Paul Schweitzer, Jacques de Larosière und Michel Camdessus der vierte Franzose, der die Leitung des IWF übernimmt. Für den mit rund 500 000 Dollar Jahresgehalt dotierten Job bringt DSK als Wirtschaftswissenschaftler und Anwalt beste Voraussetzungen mit. Er absolvierte die üblichen Eliteschulen, außer der ENA, an der er aber als Professor lehrte. Zur Politik stieß er 1981, als er sich dem Parteichef der Sozialisten und späteren Premierminister Lionel Jospin als Wirtschaftsberater anschloss. Er wurde Abgeordneter, Industrie- und Finanzminister. Er spricht fließend Englisch und Deutsch.

An der Spitze des IWF erwarten ihn dringende Reformaufgaben: die Änderung der Stimmengewichte, um zum Beispiel Schwellenländern wie Brasilien oder Indien mehr Einfluss einzuräumen; die Sanierung der defizitären IWF-Finanzen sowie eine Überprüfung der von Entwicklungs- und Schwellenländern kritisierten restriktiven Kreditvergabe. „Ich bin nicht der Kandidat der Reichen“, hat DSK bei seiner Werbetour um die Welt versprochen. „Aber Änderungen werden nicht über Nacht kommen.“ Hans-Hagen Bremer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false