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PORTRÄT ELVIRA ARELLANO ILLEGALE EINWANDERIN:: „Ich werde weiter kämpfen“

Am Ende ging alles ganz schnell. Einsatzfahrzeuge der amerikanischen Einwanderungsbehörde umstellten den dunkelblauen Geländewagen am Sonntagnachmittag in Los Angeles.

Am Ende ging alles ganz schnell. Einsatzfahrzeuge der amerikanischen Einwanderungsbehörde umstellten den dunkelblauen Geländewagen am Sonntagnachmittag in Los Angeles. Die Beamten fanden Elvira Arellano auf dem Rücksitz, die Handschellen klickten. Sie durfte sich noch von ihrem verängstigten Sohn Saul, 8, verabschieden, dann führten sie sie ab. Wenige Stunden später fand sich Arellano in Tijuana, Mexiko wieder, abgeschoben als illegale Immigrantin.

Arellano hätte die Ikone im Kampf um ein neues, gerechtes Einwanderungsgesetz in den USA werden können. Die Bürgerrechtsbewegungen vermarkteten sie als moderne Rosa Parks, jene couragierte Schwarze, die sich 1955 in Alabama weigerte, ihren Sitz im Bus an einen weißen Mann abzugeben. Doch Arellanos Fall ist weniger eindeutig, ihre Motive sind nicht so unschuldig wie die der Rosa Parks, die ein erniedrigendes Gesetz brach.

Arellano überquerte 1997 illegal die mexikanisch-amerikanische Grenze, wurde erwischt und abgeschoben. Ihr zweiter Versuch kurz darauf war erfolgreich. Nach drei Jahren an der Westküste zog sie nach Chicago, wo sie auf dem Flughafen putzte. Bei den verschärften Kontrollen nach dem 11. September wurde sie erwischt und wegen der Fälschung ihrer Sozialversicherungsnummer verurteilt. Am 15. August 2006, dem Tag ihrer Abschiebung, ging sie ins Kirchenasyl in Chicago. Dort lebte sie, bis sie an diesem Wochenende zu einer landesweiten Protesttour gegen die ungerechte Behandlung illegaler Immigranten aufbrach, die bereits in Los Angeles endete.

Arellano setzte sich gegen das Auseinanderreißen von Familien ein, deren Eltern illegal in die USA eingereist sind, deren Kinder aber, weil sie auf US-Boden geboren wurden, amerikanische Staatsbürger sind. Doch Kritiker warfen der 32-Jährigen vor, sie benutze ihren Sohn Saul lediglich als „menschlichen Schutzschild“, um ihr eigenes Bleiberecht zu erzwingen. Sie könne ihn genauso gut mit nach Mexiko nehmen. Arellano hielt dagegen, dass ihr Sohn die bessere medizinische Betreuung in den USA brauche. Er leidet an einer Verhaltensstörung. Bevor Arellano ihr Kirchenasyl verließ, sagte sie, falls sie deportiert werde, illustriere das „den Hass der derzeitigen Regierung“. Doch nicht wenige, die sich für die rund zwölf Millionen illegal in den USA lebenden Einwanderer einsetzen, sind froh, dass die falsche Rosa ihnen nun nicht mehr dazwischenfunkt. Matthias B. Krause

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