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PORTRÄT ERIC CANTOR REPUBLIKANER-FRAKTIONSCHEF:: „Es gibt bisher keine Mehrheit für die Lösung“

Er ist für die Demokraten der Schurke im Streit um Amerikas Schuldendrama. Eric Cantor gefällt sich in dieser Rolle.

Er ist für die Demokraten der Schurke im Streit um Amerikas Schuldendrama. Eric Cantor gefällt sich in dieser Rolle. Je mehr Feinde er im gegnerischen Lager hat, desto mehr Rückhalt gewinnt er in den eigenen Reihen. Der 48-jährige Republikaner aus Virginia vertritt die frühere Südstaaten-Hauptstadt Richmond und das nordwestliche Umland im Kongress. Sechsmal in Folge hat er mit 59 bis 75 Prozent der Stimmen gesiegt. Dort hält man den Staat für ein Problem und traut ihm keine vernünftigen Lösungen zu; man möchte die Regierung verkleinern und die Steuern senken.

Bevor seine Partei 2010 die Mehrheit im Abgeordnetenhaus eroberte, war er der „Einpeitscher“ der Minderheitsfraktion. Nun ist er Vorsitzender der Mehrheitsfraktion – und es ist eine offene Frage, für wen er derzeit der gefährlichere Gegner ist: für Präsident Obama oder für den republikanischen Parlamentspräsidenten John Boehner. Der ist ein moderater Konservativer, der zu Kompromissen mit Obama bereit wäre. Doch da ist Cantor vor – und Amerikas Medien spekulieren, was ihn dabei mehr antreibt: sein Widerwille, dem Staat noch mehr Schulden zu erlauben, oder der Wunsch, Boehner kontinuierlich zu schwächen, um ihn zu stürzen und zu beerben?

Wann immer Boehner Lösungsvorschläge in der Fraktion sondiert, tritt Cantor vor die Medien und erklärte süffisant: Soweit er sehe, gebe es keine Mehrheit in der Fraktion für die jeweilige Variante. Besonders starken Rückhalt findet sein kategorisches Nein bei den rund 80 der 240 republikanischen Abgeordneten, die aus den Reihen der „Tea Party“ kommen.

Vor wenigen Tagen, als sich die Führer beider Parteien erneut mit dem Präsidenten trafen, um zu verhindern, dass Amerika am 2. August die Insolvenz erklären muss, bestritt Cantor laut Teilnehmern einen Großteil der Gesprächsführung, während Boehner schweigend zuhörte. Cantor sei Obama mehrfach ins Wort gefallen, bis der erbost den Raum verließ. Demokraten nannten Cantors Verhalten „respektlos“ und „kindisch“ und forderten, er solle den Verhandlungen fernbleiben. Doch wenig später trat Boehner vor die Kameras, versicherte, dass er und Cantor in allen inhaltlichen Fragen einer Meinung seien und es keinen verlässlicheren Vertreter der republikanischen Sache gebe als den Fraktionschef. Cantor ist der Anführer der Neinsager geworden. Wenn die Schuldengrenze erhöht wird, dann ohne seine Zustimmung. Christoph von Marschall

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