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Der Euro hält. Davon ist EZB-Präsident Mario Draghi überzeugt.

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Porträt EZB-Präsident Mario Draghi: „Der Euro wird halten“

EZB-Präsident Mario Draghi will die Euro-Krise mit billigem Geld bekämpfen: Die Leitzinsen sollen niedrig bleiben. Aber was heute sinnvoll erscheint, kann morgen zum Problem werden.

Ein Italiener passt auf das europäische Geld auf? Schwer vorstellbar. Tatsächlich galt die Nationalität als einziger Makel Mario Draghis, als der im November 2011 Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde. 19 Monate später, genau am 26. Juli 2012, machten zwei Sätze den gebürtigen Römer weltberühmt. „Die EZB wird alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir – es wird ausreichen.“ Sie glaubten ihm alle. Die Zuhörer einer Investorenkonferenz in London, Anleger und Zocker rund um den Globus, die Euro-Krisenpolitiker und die Öffentlichkeit. Bis zu Draghis Worten war die europäische Finanzkrise unbeherrscht und unberechenbar, Investoren wetteten gegen den Euro und trieben die Zinsen für Anleihen von Krisenländern in untragbare Höhen. Dann kam Draghi, und die Krise war vorbei.

Die Ruhe auf den Märkten spricht für Draghi

Den Worten aus dem Juli ließ die EZB im September Taten folgen, als ein Programm zum Kauf von Staatsanleihen vorgestellt wurde. Bedingung: Die Länder, die sich über diesen Weg finanzierten, müssten sich unter den europäischen Rettungsschirm stellen und den Reformvorstellungen der Geldgeber (EU-Kommission, IWF und EZB) folgen. Trotzdem ist der Schritt umstritten, weil die EZB damit gegen das ihr auferlegte Verbot der Staatsfinanzierung verstößt. Dieser Kritik widerspricht Draghi mit dem Argument, ohne die Bereitschaft zum Anleihenkauf sei die Funktionsfähigkeit der Geldpolitik überhaupt gefährdet. Das ist plausibel, die Ruhe auf den Märkten spricht für Draghis Sicht.

Am Sachverstand des Italieners gibt es eh keine Zweifel. In den 80er Jahren arbeitete der Wirtschaftswissenschaftler, der unter anderem bei den Nobelpreisträgern Modigliani und Samuelson studierte, bei der Weltbank. Es folgten ein Jahrzehnt im italienischen Schatzministerium, einige Jahre bei Goldman Sachs und zuletzt, bis zum Wechsel an die EZB-Spitze, die Leitung der Notenbank in Rom. Was bisweilen Stirnrunzeln provoziert, sind die Mitgliedschaft in einer Lobbyorganisation der Großbanken und die Jahre bei Goldman Sachs, der größten Investmentbank. Die großen Banken haben jedenfalls nichts dagegen, dass Draghi die Leitzinsen noch für einen „ausgedehnten Zeitraum“ niedrig halten will, um mit billigem Geld die Krise zu bekämpfen. Vielleicht ist das eine Lösung für heute. Aber vielleicht ist diese Lösung morgen ein Problem – wenn die nächsten Blasen platzen und die Inflationsrate steigt.

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