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PORTRÄT FRANK BÄSLER, VERDI-VERHANDLUNGSFÜHRER:: "Ohne eine Einigung gibt es wieder Streik“

Frank Bäsler, der Verdi-Verhandlungsführer, betrat Anfang des Jahres die Bühne des Tarifkonflikts bei den Berliner Verkehrsbetrieben. Aber die Rolle war groß, zu groß.

Der Mann sah sich in der Rolle seines Lebens: der des harten, unnachgiebigen Streikführers. Mit markigen Worten betrat Frank Bäsler, der Verdi-Verhandlungsführer, Anfang des Jahres die Bühne des Tarifkonflikts bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Ein Mann, der auch äußerlich jedes Klischee über einen Gewerkschafter erfüllt: Kräftige Statur, gestutzter Vollbart, stets mit Pulli und Jeans bekleidet. Immer erkennbar an dem baumelnden Ring im linken Ohr. Öffentlichkeit war ihm gewiss, da zu der Zeit ein Arbeitskampf im gesamten öffentlichen Dienst Deutschlands drohte.

Aber die Rolle war groß, zu groß. Schon zu Beginn der Tarifauseinandersetzung stieß Bäsler auch im eigenen Haus auf Unverständnis. Zu eigenmächtig war er vorangeprescht, zu hoch war die Forderung. Zwölf Prozent! Welche Erwartungen an der Basis wurden damit geweckt. Und das in einem defizitären, öffentlichen Unternehmen, über das Finanzsenator Thilo Sarrazin wacht, der den Geldhahn gerne zugedreht lässt.

Und dann dieser Streik, der mit Wucht die Stadt lahmlegen sollte – aber trotz 15-tägiger Dauer sie allenfalls ein wenig behinderte, so dass bundesweit darüber gewitzelt wurde. Den „vielleicht wirkungslosesten Streik der deutschen Nachkriegsgeschichte“ nannte höhnisch die „Süddeutsche Zeitung“ den Arbeitskampf der BVGer.

Das kam auch im Bundesvorstand der Gewerkschaft, die im selben Haus wie der Landesverband Berlin-Brandenburg sitzt, nicht gut an. Offiziell leitet Bäsler noch die Verhandlungen auf Gewerkschaftsseite; doch längst sitzen andere am Tisch und entscheiden mit. Das letzte Ultimatum mit der neuerlichen Streikdrohung verkündete Erhard Ott vom Verdi-Bundesvorstand. Bäsler steuerte lediglich ein paar Details zum komplizierten Tarifgefüge bei. Den Brief an den Arbeitgeberverband, dass ohne eine Einigung „die Wiederaufnahme des Streiks unausweichlich“ wird, durfte aber er unterschreiben.

Weitere Ambitionen wird der 49-Jährige jetzt wohl aufgeben müssen. Schon vor längerer Zeit wurde Bäsler, der vor seiner hauptamtlichen Gewerkschaftstätigkeit 15 Jahre als Elektroinstallateur bei der BVG gearbeitet hatte, nachgesagt, als Personalvorstand zur BVG wechseln zu wollen. Auf einen Posten, der gerne mit Verdi-Funktionären besetzt wird. Zum Zug kam er nicht. Und nach einem solchen Arbeitskampf stehen die Chancen dafür nun noch schlechter. Sigrid Kneist

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