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PORTRÄT FRANK HENKEL, BERLINER CDU-CHEF-KANDIDAT:: "Ein Neuanfang aus der Krise heraus“

Am Sonntag ist er 45 geworden, und an diesem Dienstagabend bekommt er aller Voraussicht nach sein Geschenk: Ein Kleiner Parteitag wird Frank Henkel wohl zum Landesvorsitzenden der Berliner CDU wählen.

Gut zwei Monate nach dem Harakiri- Abgang von Fraktionschef Friedbert Pflüger und sechs Wochen nach dem Rücktritt von Landeschef Ingo Schmitt soll die lokale Union wieder handlungsfähig werden. Keine leichte Aufgabe angesichts des aktuellen Zustandes der 20-Prozent-Partei.

Immerhin weiß man bei Henkel, wofür er steht. Das unterscheidet ihn sowohl vom inhaltlich extrem unauffälligen Schmitt als auch vom mäandrierenden Pflüger. Wer Henkel wählt, bekommt Law and Order mit klassischen Zutaten: starke Polizei und null Toleranz gegenüber Alltagskriminalität wie Drogenhandel oder Graffiti-Schmierereien. Als das Abgeordnetenhaus vor einem Jahr das Berliner Polizeigesetz novellierte und die Ausdehnung der Videoüberwachung hineinschrieb, stimmte „Jamaika“ dagegen. Was Pflüger als Indiz für die Geschlossenheit der Opposition zu werten versuchte, bestand in Wahrheit aus den Zutaten „Nein zur totalen Überwachung“ (Grüne und FDP) und „Nein zu derart halbherziger Überwachung“ (CDU, im Plenum vertreten durch Frank Henkel). Und vor dem Sommer startete er eine Dreckecken- Melde-Aktion. Bürgerservice nach dem Motto: Wehret den Anfängen!

Henkels Ansichten sind in einer toleranten – oder, je nach Sichtweise, auch gleichgültigen – Metropole wie Berlin bestimmt nicht immer mehrheitsfähig, aber sie machen aus ihm zumindest einen authentischen Typ. Das bescheinigt ihm selbst Klaus Wowereit, der Henkel bisher nicht mit Häme überschüttet hat. Vielleicht nimmt der Regierende Bürgermeister ihn sogar halbwegs ernst – und erweist ihm damit jene Gnade, die er Pflüger nie zuteilwerden ließ.

Diese relative Wertschätzung könnte auch damit zu tun haben, dass Henkel kein Import ist, sondern echter Berliner: in Mitte (Ost) aufgewachsen und mit 17 nach Wilmersdorf (West) gezogen. Henkel ist diplomierter Kaufmann, auf seiner Internetseite ist unter „Sprachkenntnisse“ einfach „Schulenglisch“ angegeben.

Das rechte Wort zu finden, wird in der gebeutelten Partei vielleicht Henkels erste Aufgabe. Seit seiner Wahl zum Fraktionschef gibt er sich moderat, versucht zu einen, statt zu spalten. Für Zoff ist in der Berliner CDU erfahrungsgemäß auch so gesorgt.

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