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© SCHROEWIG/News & Images

PORTRÄT: Gabriela von Habsburg: „Neue Durchblicke bekommen“

Georgiens neue Botschafterin in Berlin ist nicht für ihre diplomatischen Fähigkeiten bekannt - die Nachfahrin des letzten Kaisers ist Bildhauerin.

Michail Saakaschwili, georgischer Staatspräsident mit Hang zur Exzentrik, handelt gerne nach dem Motto: Ungewöhnliche Situationen verlangen ungewöhnliche Lösungen. Diesen Leitsatz nimmt sich Saakaschwili offenbar auch bei Personalentscheidungen zu Herzen. Und doch sind jetzt selbst Experten überrascht. Denn Anfang der Woche ist bekannt geworden, wer die südkaukasische Republik in Zukunft als Botschafterin in Deutschland vertreten soll: Gabriela von Habsburg, eine Nachfahrin des letzten österreichischen Kaisers.

Die 53 Jahre alte Bildhauerin ist in Bayern aufgewachsen, lebte bisher überwiegend am Starnberger See und lehrt seit 2001 als Professorin an der Kunstakademie in Tiflis. Inzwischen besitzt von Habsburg auch die georgische Staatsbürgerschaft. Ihre Werke setzt sie vor allem aus Stahl zusammen. „Der Betrachter soll neue Durchblicke bekommen“, sagt sie über ihre Skulpturen. Im Sommer 2008, während des Kriegs um die von abtrünnige Region Südossetien, nahm die vierte Tochter des früheren Europaabgeordneten Otto von Habsburg an Protesten gegen die Besetzung georgischer Städte durch russische Soldaten teil.

Doch ein Studium der Philosophie und der Kunstgeschichte sind vermutlich kein Ersatz für politische Erfahrung und Kenntnisse des Völkerrechtes, wie sie für einen Botschafter unerlässlich sind. Auch Meisterwerke wie das abstrakte Denkmal, mit dem von Habsburg die Rosenrevolution würdigte, die Saakaschwili 2003 an die Macht brachte, können diesen Malus kaum ausgleichen.

Zwar sollen sich Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick – Markenzeichen der Habsburger – ähnlich häufig vererben wie Arthrose oder Adipositas. Ob die Künstlerin aber auf dem diplomattischen Parkett bestehen kann, ist noch nicht ausgemacht. Zumal Saakaschwili schon mit anderen ungewöhnlichen Kandidaturen auf die Nase fiel. So ernannte er 2004 die damalige Botschafterin Frankreichs in Tiflis – die Exilgeorgierin Salome Zurabischwili – zur Außenministerin. Obwohl er sich dafür eigens das Einverständnis der französischen Regierung holte, enttäuschte sie ihn: Zurabischwili gehört inzwischen zu seinen erbittertsten Gegnern in Georgien. Noch peinlicher war, dass er den ehemaligen Staatsminister Georgi Chaindrawa als Chefunterhändler für Südossetien entließ und das Amt einer 20-Jährigen zuschanzte, die damals als seine Freundin gehandelt wurde.

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