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PORTRÄT GEORG GÄNSWEIN PRIVATSEKRETÄR DES PAPSTES:: „Ich bin wie eine Fensterscheibe“

Bischof von Regensburg, wie mancher erwartet hatte, ist Georg Gänswein nicht geworden. Dafür Erzbischof von Urbisaglia.

Bischof von Regensburg, wie mancher erwartet hatte, ist Georg Gänswein nicht geworden. Dafür Erzbischof von Urbisaglia. Wo das Städtchen liegt (in der italienischen Region Marken), spielt keine Rolle: Benedikt XVI. hat seinem Privatsekretär lediglich einen klangvollen Titel verliehen. Die Bischofsweihe folgt. Alles ehrenhalber, Hauptsache, der Mann bleibt im Haus. Seinen engsten Vertrauten lässt der Papst nicht ziehen; das kann er sich gerade in den Zeiten der „Vatileaks“ nicht leisten. In diesem Licht stellt die Beförderung des 56-jährigen Schwarzwälders einen unfehlbaren Vertrauensbeweis dar. Stattdessen steigt Monsignore Gänswein, auch schon „George Clooney des Vatikans“ und „schönster Mann im Talar“ genannt, in der Kirchenhierarchie ein weiteres Stück auf.

Gänswein ist nun also „Präfekt des Päpstlichen Hauses“. Als solcher führt er den Terminkalender des Papstes, teilt Audienzen zu (oder auch nicht), geleitet Staatsbesuche auf die vatikanische Chefetage. Privatsekretär Benedikts bleibt Gänswein – zusammen mit dem maltesischen Priester Alfred Xuereb – wohl weiterhin, denn einen Nachfolger vermeldet der Vatikan nicht. Sein Vorgänger im Amt des Präfekten, der 63-jährige US-Amerikaner James Michael, wurde zum Kardinal erhoben.

So wächst Gänsweins Bedeutung, auch wenn er sich selbst um Bescheidenheit bemüht. Als ihm neulich ein papstfrommer Verein den Preis „Zeugen der Heiligkeit“ überreichte, verglich der Geehrte seine Rolle mit jener einer Fensterscheibe: „Sie muss das Licht durchlassen. Je sauberer sie ist und je weniger man sie sieht, desto besser versieht sie ihren Dienst.“

Zur Welt kam Gänswein 1956 in Riedern (Kreis Waldshut) als Sohn eines Schmieds und als Ältester von fünf Geschwistern. 1984 wurde er Priester, danach promovierte er in Kirchenrecht. Schon bald zog es ihn aus dem kleinräumigen Freiburg an die römische Kurie. Seit 1996 ist Gänswein Privatsekretär Joseph Ratzingers, zuerst in der Glaubenskongregation, seit 2005 im päpstlichen „Appartamento“. Neben seinen Stärken, so heißt es, hätten viele dort schon zu spüren bekommen, was er selbst als „negative Charaktereigenschaft“ bezeichnet: „Ich habe leider nicht allzu viel Geduld.“

Die Bischofsweihe wird Gänswein wohl am 6. Januar im Petersdom erhalten. Von da an wird er auch äußerlich als Bischof erkennbar sein – mit violettem Scheitelkäppchen und bischöflichem Brustkreuz. Paul Kreiner, Rom

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