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PORTRÄT GRZEGORZ LATO: „Dann muss Deutschland ran“

Die Vorbereitungen für die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und er Ukraine gehen nur schleppend voran. Grzegorz Lato, frisch gewählter Präsident des polnischen Fußballverbands PZPN, bringt nun Deutschland als Ersatzaustragungsort für die EM ins Spiel.

Es war genau der Satz, den niemand hören wollte. Und doch sprach Grzegorz Lato, frisch gewählter Präsident des polnischen Fußballverbands PZPN ihn aus: „Sollte die Ukraine in Probleme geraten, können wir die Europameisterschaft 2012 zusammen mit Deutschland ausrichten“, sagte Lato freimütig dem Fernsehsender TVN24. Bisher hatte Polen dem Co-Gastgeber für das Turnier immer das Vertrauen ausgesprochen und die Existenz eines „Notfallplanes“ weit von sich gewiesen. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat immer wieder kategorisch ausgeschlossen, in die Bresche springen zu wollen.

Die Aussage des ehemaligen Stürmerstars kommt exakt zu dem Zeitpunkt, als Meldungen von neuen Problemen aus der Ukraine dringen. Inzwischen wirkt sich die Krise der internationalen Finanzmärkte direkt auf die EM-Vorbereitungen aus. An 80 Prozent aller EM-Baustellen ruhe wegen finanzieller Probleme derzeit die Arbeit, berichtet Jewgeni Wilinski, Sprecher des Organisationskomitees, nach einer Inspektionsreise durch die Ukraine.

Doch auch Polen hat in Sachen EM-Vorbereitungen mit Problemen zu kämpfen. Der Bau von Straßen und Stadien geht nur schleppend voran, der Verband scheint die Hooliganszene nicht unter Kontrolle zu bekommen und kämpft zudem gegen einen Korruptionsskandal. Aus diesem Grund musste der bisherige Präsident Michal Listkiewicz seinen Stuhl räumen. Der hatte zwar immer wieder angekündigt, gegen die Korruption vorzugehen, dann allerdings nichts getan.

Dass ausgerechnet Grzegorz Lato zum Präsidenten gewählt wurde, hat bei den Reformkräften im polnischen Verband helles Entsetzen ausgelöst. „Wir müssen Transparenz und Reinheit zeigen und vorleben“, erklärte er in seiner Antrittsrede, doch vielen klingt das wie Hohn. Lato gilt im PZPN als Vertreter der Betonfraktion und Mann der alten Seilschaften. Mit diesem Chef sei der dringend notwendige Neuanfang im polnischen Fußball nicht zu machen, lautet die einhellige Meinung der polnischen Kommentatoren. Lato ist enger Vertrauter des geschassten Michal Listkiewicz. Der hatte noch vor der Wahl gesagt, dass aus guten Fußballern auch gute Funktionäre werden können. Er spielte damit auf Latos Vergangenheit als Spieler der polnischen Nationalmannschaft an. Bei der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland war Grzegorz Lato Torschützenkönig geworden. Knut Krohn

Knut Krohn

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