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Porträt Helga Schmidt: „Frauen sind die besseren Verhandler“

Joschka Fischer lobte die EU-Spitzendiplomatin Helga Schmid für ihre klare Haltung, als er die Studie „Das Auswärtige Amt und die Vergangenheit“ würdigte.

Von Hans Monath

Zwei seiner früheren Mitarbeiter hob Joschka Fischer besonders hervor, als er vergangene Woche das Buch „Das Auswärtige Amt und die Vergangenheit“ würdigte. Für ihre klare Haltung im Kampf um die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Auswärtigen Amtes (AA) bedankte sich der Ex-Außenminister bei Staatssekretär Klaus Scharioth und bei seiner Büroleiterin Helga Schmid. Fischer stand damals wegen des Verbots von Nachrufen in einer AA-Hauszeitung und der Visa-Affäre unter Druck, setzte aber die Einberufung der Historikerkommission durch, deren Buch nun mit alten Mythen aufräumt.

Scharioth ist heute deutscher Botschafter in Washington. Und die andere Ex-Mitarbeiterin Fischers steht vor einem großen Schritt in ihrer diplomatischen Karriere. Die EU-Repräsentantin für Außen- und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton, gab kürzlich bekannt, dass die 49-Jährige stellvertretende Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) wird. Als politische Direktorin soll die gebürtige Bayerin Pionierarbeit beim Aufbau der Organisation mit 3700 Diplomaten leisten. Zwei EAD-Spitzenposten gehen an Deutsche. Markus Ederer, noch Chef des AA-Planungsstabs, wird EU-Botschafter in Peking.

Der EAD soll die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der 27 EU-Mitgliedsstaten kohärenter und schlagkräftiger wird. Für diese Koordinationsaufgabe bringt Schmid, die bislang den politischen Stab des EU-Außenbeauftragten leitete, gute Voraussetzungen mit. Im AA hatte sie unter anderem für Außenminister Klaus Kinkel (FDP) gearbeitet, dessen Nachfolger Fischer machte sie 2003 zu seiner Büroleiterin. Kollegen preisen ihre blitzschnelle Auffassungsgabe, ihre zupackende Art, ihre Fähigkeit zur Netzwerkbildung und vor allem ihr Talent, Gesprächspartner durch Freundlichkeit für sich zu gewinnen. „Frauen sind die besseren Verhandler“, glaubt sie. In der Sache freilich gilt die Diplomatin als hart.

Der Atomstreit mit dem Iran und der festgefahrene Friedensprozess in Nahost gelten als drängendste Aufgaben der neuen Vize-Generalsekretärin. Chefin Ashton dürfte von ihr auch erwarten, Europas Außenpolitik stärker wahrnehmbar zu machen. Auch wenn das die Bedeutung der deutschen Diplomaten langfristig schmälern könnte, im deutschen Interesse ist eine solche Stärkung der EU ganz sicher. Hans Monath

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