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PORTRÄT HELLS BANDIDOS ROCKER:: „Meine Muskeln, meine Männer“

Wichtiger als alles andere im Leben eines Rockers ist die Männlichkeit. Rocker sind meist groß und breit.

Wichtiger als alles andere im Leben eines Rockers ist die Männlichkeit. Rocker sind meist groß und breit. Schmächtige Männer zieht es nicht zu diesen kräftigen Kerlen. Und als würde Rockern ihre Statur nicht reichen, trainieren sich viele der ohnehin schon hünenhaften Männer noch Muskelberge an. Oft tun sie dies im Sportstudio eines Vereinsbruders, jemandem, dem sie vertrauen, weil er im selben Motorradclub und somit loyal ist.

Womit wir bei zwei weiteren Merkmalen wären: Rocker stehen auf Motorräder. Doch das bedeutet nicht, dass jeder einzelne eine zweirädrige Maschine besitzt. Viele Männer aus dem Milieu haben nicht mal einen Motorradführerschein. Rockern von heute ist etwas anderes wichtiger, für viele der Grund, sich dieser aus der Zeit gefallenen Subkultur anzuschließen: Loyalität. Und die wird in einschlägigen Kreisen anders als Motorradfahren nur selten vergessen – oft selbst dann nicht, wenn wegen fehlender Kooperation mit der Justiz jahrelang Knast droht.

Ob Hells Angels, Bandidos oder Gremium – jeder Rocker hält zu seinem Verein, die jeweils anderen machen aus seiner Sicht nur die schönen Straßen und die gute Stimmung kaputt. Rockerehre geht aber oft noch darüber hinaus: Egal ob Opfer oder Täter – mit der Polizei reden Rocker nicht. So sind Berliner Hells Angels von Anhängern der Bandidos überfallen worden: Die Angreifer stachen einem Angel in den Rücken, seinem Kumpel hackten sie mit einer Machete ins Bein. Die Höllenengel erkannten die Täter – doch der Polizei sagten die Schwerverletzten: nichts.

Strafe erledigen Rocker selbst, sie spielen Staat. Ihre Kluft ist die einer Armee, auf ihren Lederwesten sind das Charter oder Chapter, also die örtliche Dependance des Clubs, sowie die Stellung in der Hierarchie der Bruderschaft abzulesen: Präsident, Schatzmeister oder Sergeant at Arms. Nebenbei arbeiten Rocker als Schlosser und Sicherheitsmänner, betreiben Tätowierläden und Bars. Die durch Muskeln, im Ernstfall auch Macheten, zur Schau gestellte Männlichkeit ist Geld wert. Ohne, dass jeder Rocker illegalen Geschäften nachgehen muss, finden die Männer ausreichend lukrative Jobs – Türsteher auf Lohnsteuerkarte etwa.

Einige wählen SPD, andere gar nicht, Rechtsradikale gibt es, sind aber eigentlich unerwünscht, wie Altrocker betonen. Rocker sind nicht die Mafia, ihnen geht es auch um Geld, aber nur wenn sie dafür Männerkult und Ehre nicht aufgeben müssen.Hannes Heine

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