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PORTRÄT HILLARY CLINTON AUSSENMINISTERIN DER USA:: „Ich will nicht Präsidentin werden“

Darf man diese Worte für unverrückbar halten? Bei den Clintons weiß man ja nie.

Darf man diese Worte für unverrückbar halten? Bei den Clintons weiß man ja nie. Sie haben stets eine Hintertür gefunden, wenn sie tun wollten, was sie zuvor ausgeschlossen hatten. „Comeback Kid“ haben die Medien Bill Clinton getauft, nachdem er Situationen, die aussichtslos erschienen, noch in politische Siege verwandeln konnte. Seiner Frau Hillary trauen sie Ähnliches zu. Den Kampf um die Präsidentschaft 2008 hat sie gegen Barack Obama verloren. Sie wurde nicht die erste Frau an der Spitze der USA. Sie gab sich mit dem Amt der Außenministerin und einer anderen Premiere zufrieden: Sie ist die erste First Lady, der anschließend eine eigene politische Karriere gelang, erst als Senatorin, dann als Ministerin. Aber ihr Ehrgeiz zielt höher – das glaubten die Insider zu wissen. Spätestens 2016 tritt Obama ab.

Und jetzt soll alles anders sein? Sie wolle nicht mehr Präsidentin werden, sagt sie im CNN-Interview. Auch nicht Vizepräsidentin. Und ebenso wenig Verteidigungsministerin. Nicht einmal eine zweite Amtszeit als Außenministerin strebe sie an, falls Obama 2012 wiedergewählt werde. Für sie sei dann Schluss mit der Politik, „danach mache ich etwas anderes“. Außenministerin in diesen Tagen mit „historischen Umbrüchen, die einem den Atem rauben“, das sei „der beste Job, den ich je haben konnte“. Sie war in Kairo, als sie das sagte. Kurz zuvor hatte sie den Tahrir-Platz besucht und mit einigen Demonstranten gesprochen, die Präsident Mubarak zum Rücktritt gezwungen und so die Freiheitsbewegungen in weiteren arabischen Ländern befeuert hatten.

Zwei Jahre und zwei Monate ist sie nun Außenministerin. Sie hat die Handlungsmöglichkeiten ausgelotet und die Grenzen kennengelernt, ihre persönlichen und die des Amtes. Ihre Arbeit teilt sich in Pflicht und Kür. Sie muss viele undankbare Aufgaben übernehmen und darf dabei kein Jota vom Kurs abweichen, den das Weiße Haus vorgibt, zum Beispiel Israeli und Palästinenser zu Gesprächen drängen, ohne je Anerkennung zu ernten. In Libyen, dieser Eindruck drängt sich auf, wäre sie zu mehr Hilfe für die Opposition bereit als Obama. Da muss sie sich zügeln.

Ungehindert darf sie Frauenrechte in Afrika und China einfordern oder für die Freiheit des Internets kämpfen. Beides ist ihr außerordentlich wichtig. Ihr Arbeitspensum ist mörderisch. Hinzu kommen die Strapazen der vielen Flugreisen und Zeitumstellungen zwischen den Kontinenten. Man sieht sie ihr inzwischen oft an. Sie ist jetzt 63 und hat keine athletische Konstitution. Sie hätte gerne mehr Zeit für die Familie, wäre gern mehr involviert gewesen in die Vorbereitung der Hochzeit ihrer Tochter Chelsea. Sie hofft auf Enkel. Verfassungsrichterin, das wäre vielleicht eine Aufgabe, die sie noch reizt. Christoph von Marschall

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