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Porträt Hugo Chavez - Präsident Venezuelas: „Frau Merkel, weil Sie eine Dame sind ...“

Er ist auf dem besten Wege, zum nervigsten Lautsprecher des beginnenden 21. Jahrhunderts zu werden. Neben seinem Sozialismus-Projekt macht Venezuelas Staatschef Chavez vor allem durch Verbalausfälle von sich reden.

Von Michael Schmidt

2006, als er vor der UN-Vollversammlung sprach, meinte er auf dem Podium den „Geruch des Teufels“ – seines Vorredners George W. Bush – in der Nase zu verspüren. Nun ist die deutsche Kanzlerin an der Reihe: Angela Merkel gehöre der politischen Rechten an – „derselben Rechten, die Hitler, den Faschismus unterstützt hat“, sagte Chavez. Er beschuldigte die CDU-Politikerin, Regierungschefs dazu aufgerufen zu haben, keine engen Verbindungen zu Venezuela zu unterhalten. „Frau Bundeskanzlerin, Sie können ...“, hob er an, sagte dann aber: „Weil Sie eine Dame sind, werde ich den Satz nicht vollenden.“

Die Pöbelei wenige Tage vor Beginn des EU-Lateinamerikagipfels in Peru erinnert an einen Schlagabtausch im vergangenen November. Damals hatte Chavez versucht, eine Rede des spanischen Ministerpräsidenten Zapatero zu unterbrechen – woraufhin König Juan Carlos den Venezolaner mit den Worten „Warum hältst du nicht den Mund?“ anfuhr. Jetzt legte Chavez nach: „Wenn ich nach Lima fliege und ich ihr (Merkel) plötzlich etwas sage und sie wird böse“, „wird sie dann auch aufstehen und sagen 'Warum hältst du nicht den Mund?'.“

Klar ist: Mit derartigen Beleidigungen erweist er seiner Sache einen Bärendienst. Merkel vor den Kopf zu stoßen, die sich vor ihrer ersten Reise in die Region für mehr Anstrengungen zur Armutsbekämpfung ausgesprochen hat, ist wenig hilfreich. Das macht keinen Hungrigen satter – und die Zusammenarbeit mit dem Südkontinent für die EU nicht eben attraktiver.

Klar ist aber auch: Chavez mag zwar nicht die Stimme Lateinamerikas sein, aber er ist das Gesicht einer gewichtigen politischen Strömung. Ihn und seine linken Kollegen zu schneiden, wie es Merkel plant, und außer in Brasilien nur konservative Präsidenten zu besuchen, ist das falsche Signal. Es wäre an der Zeit, dass auch die Kanzlerin begreift: Die Linksregierungen Südamerikas sind nicht zuletzt eine Antwort auf die verfehlte Politik des Westens. Einer Politik, die es versäumt hat, Lösungen für die gravierenden sozialen Probleme auf dem Kontinent zu formulieren. Am Freitag auf dem Gipfel in Lima hat nicht nur Chavez die Chance, zu zeigen, dass er etwas gelernt hat.

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