zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

Porträt: „Ich bin kein Rechter“

Timo Soini ist gegen die EU, gegen den Euro und irgendwie auch gegen Einwanderung. Die Finnen hat das überzeugt, sie haben seine "Wahren Finnen" zur drittstärksten Kraft im Land gemacht.

Es ist die Chance seines Lebens. Seit 14 Jahren ist Timo Soini Chef der „Wahren Finnen“, doch lange waren seine Rechtspopulisten nicht mehr als eine Randerscheinung. Das hat sich am Sonntag schlagartig geändert, als seine Partei mit 19 Prozent der Stimmen zur drittstärksten Kraft im finnischen Parlament wurde. Nun könnten die „Wahren Finnen“ sogar mitregieren.

Im Wahlkampf hat sich Soini als der nette Kerl von nebenan gegeben. „Er setzt sich für die Leute ein“, sagt ein 40-Jähriger in Soinis Geburtsstadt Rauma. Dieser Stil kommt an bei den Leuten. Bei der Wahl bekam Soini selbst 43 000 Stimmen, mehr als jeder andere Kandidat. Soinis autobiografisches Buch trägt den Titel „Meisterkerl“ – eine Anspielung auf seinen Magisterabschluss in Politikwissenschaften. Obwohl Soini mit dem Studium und der Parteilaufbahn eine ähnliche Karriere hinter sich hat wie die Spitzenkandidaten der etablierten Parteien, hat er es geschafft, sich als Stimme des Volkes zu stilisieren. Der Übergewichtige mit dem runden Gesicht und strähnigen Haaren, der zum Katholizismus konvertierte, ist ein Mann der klaren Worte und einfachen Lösungen. Er ist gegen die EU, gegen den Euro, gegen die Homo-Ehe, gegen Abtreibung, gegen Pflichtschwedisch in der Schule, gegen vorehelichen Sex und irgendwie auch gegen Einwanderung. Oder zumindest glauben das seine Wähler.

Anders als manche seiner Parteifreunde hat Soini ausländerfeindliche Stereotype vermieden. „Ich bin kein Rechter“, betont er. Der Chef der „Wahren Finnen“ stellt sich selbst gern als Mann der Mitte dar. Doch gleichzeitig lässt er ausländer- und islamfeindliche Positionen in seiner Partei zu. So konnten die „Wahren Finnen“ ein breites Spektrum von Protestthemen abdecken und im ganzen Land punkten. Je nach Publikum passte Soini im Wahlkampf seinen Ton an: Vor ausländischen Journalisten lobt er sogar die Einwanderungspolitik der Regierung oder erklärt, es sei unrealistisch, den Euro aufzugeben.

Seit 2009 sitzt der Nationalist für die „Wahren Finnen“ im Europäischen Parlament. Dort kümmerte er sich um den Naturschutz in seiner Heimat und verglich die EU mit der Sowjetunion, wo Zentralismus auch nicht funktioniert habe. Brüssel bezeichnet er nur halb scherzhaft als „Herz der Finsternis“. Nun will Soini regieren, um jeden Preis. In Helsinki geht man davon aus, dass er flexibel bleibt und Kompromisse eingeht, um an die Macht zu kommen.

Zur Startseite