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Trainer Martin Heuberger.

© dpa

Porträt: „Ich gehe meinen Weg“

Martin Heuberger tritt ein schweres Erbe an. Dabei hat der Nachfolger von Heiner Brand als Handball-Nationaltrainer bereits einen eigenen Stil entwickelt.

Sieben Jahre lang hatte er im Windschatten seines großen Vorgängers gewirkt, still, fachkundig, pflichtbewusst und loyal. Im Sommer folgte Martin Heuberger dann der Handball-Legende Heiner Brand als Bundestrainer nach. Ein schweres Erbe. Denn schon bevor der erste Sprungwurf bei der Europameisterschaft in Serbien angesetzt wurde, stellte man ihn infrage. Er sei nicht sicher, ob die Mannschaft den neuen Trainer „bedingungslos respektiert“, sagte Ex-Profi Stefan Kretzschmar, „ich glaube, dass man an vorderster Stelle jemanden mit einer ausgeprägten Persönlichkeit braucht“.

Es gab überhaupt viele schlaue Tipps, als Heuberger antrat, um das Mutterland des Handballs aus der Krise zu führen. Heuberger hat darauf lakonisch reagiert. „Jeder darf seine Meinung äußern“, sagte der 47-Jährige. „Aber ich gehe meinen Weg.“ Nun, da es gut läuft in Serbien, ließ er jedoch durchblicken, dass er vieles haarsträubend fand. „Wenn ich auf alles gehört hätte“, sagte er mit feiner Ironie, „dann hätten wir schon das Ticket für den Rückflug buchen müssen.“

Es ist nicht klar, wie weit der Weg in Serbien noch geht. Unabhängig davon ist klar, dass Heuberger einen anderen Führungsstil an den Tag legt als sein berühmter Vorgänger. Er ging sofort auf die Klubs zu, an denen sich Brand über Jahre abgearbeitet hatte, er debattierte mit allen Akteuren über den Modus der zukünftigen Kooperation. Das kam gut an. „Er ist sehr kommunikativ“, lobte Alfred Gislason, der Trainer des Branchenführers THW Kiel.

Der Mann aus der Ortenau (Südbaden), der einst als Kreisläufer für den TuS Schutterwald spielte und auf 26 Länderspiele kam, pflegt diesen Stil auch im sportlichen Bereich: „Ich erwarte von den Profis, dass sie Vorschläge entwickeln, wie man einem Gegner beikommen kann.“ Man kann es einen demokratischen Handball nennen, der Heuberger vorschwebt. Gewünschter Effekt ist, dass die Profis mehr Verantwortung für ihr Tun entwickeln müssen.

Bemerkenswert ist zudem die entwaffnende Ehrlichkeit des gelernten Diplom-Verwaltungswirts. Als er in Belgrad beinahe ein Spiel verlor, weil er nach einer Entscheidung der Schiedsrichter explodierte, entschuldigte er sich vor laufenden Kameras. Mit der gleichen Offenheit geht Heuberger auch trainingsmethodische Fragestellungen an. Vieles deutet darauf hin, dass der Deutsche Handballbund (DHB) den geeigneten Nachfolger für Brand gefunden hat.

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