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Porträt: "Ich sehe keinen Gegensatz"

Sie will ausgerechnet als Kandidatin der atheistisch-linksalternativen dänischen Liste als erste Kopftuchträgerin in das dänische Parlament gewählt werden. Die Muslimin Asmaa Abdol-Hamid im Porträt.

Kaum eine dänische Politikerin löst so viele Kontroversen aus wie die Muslimin Asmaa Abdol-Hamid. Seit dem Mohammed-Karikaturenstreit und brennenden dänischen Flaggen ist die Debatte um Dänemarks Verhältnis zur islamischen Welt nicht zur Ruhe gekommen. Wer eine dänische Zeitung aufschlägt, bekommt manchmal das Gefühl, dass es im Lande kein wichtigeres Thema gibt, als die Frage, ob Frauen mit Kopftuch für staatliche Einrichtungen arbeiten dürfen. Im Rahmen dieser hitzigen Debatte verwirrt die 25-jährige Asmaa Abdol-Hamid die Dänen durch Gegensätze.

Die strenggläubige Sozialarbeiterin, die in der Familienberatung der Kommune Roskilde arbeitet, will ausgerechnet als Kandidatin der atheistisch-linksalternativen dänischen Liste als erste Kopftuchträgerin in das dänische Parlament gewählt werden. Einen prominenten Listenplatz hat sie schon.

Beim dänischen Fernsehen hat die im Lande als Flüchtlingskind palästinensischer Eltern aufgewachsene Abdol-Hamid bereits acht Diskussionsrunden zum Thema Islam und Westen geleitet – im Kopftuch. Neben der ausländerfeindlichen Dänischen Volkspartei ist sie vor allem Frauenrechtlern und den liberalen Muslimen um den Politiker Naser Khader ein Gräuel. Denn statt sich, wie Khader, westlichen Sitten anzupassen, gibt sie sich religiös. So weigert Abdol-Hamid sich, Männern die Hand zu geben. Die dänische Besetzung des Irak sei mit der Dänemarks durch Nazideutschland gleichzusetzen, behauptete sie zudem. Auch ist die streitlüsterne Politikerin eine derjenigen, welche die Zeitung „Jyllands Posten“ nach der Publikation der Mohammedkarrikaturen wegen Blasphemie angezeigt hatte. „Dass ich Kopftuch trage, bedeutet nicht, dass ich unterdrückt oder arm dran bin. Die Werte, nach denen ich lebe, sind islamische und nicht arabische. Arabische Auffassungen sind in vielen Bereichen frauenunterdrückend“, sagt Abdol-Hamid, die sich als muslimische Feministin bezeichnet.

Alles nur Profilgehabe eines politischen Grünschnabels – so beschreibt Naser Khader die Äußerungen der jungen Politikerin. Für ihn ist das Ganze peinlich. Seit langem versucht Khader das Image der Muslime im Lande aufzupolieren. Nun hat er mit seiner neugegründeten Partei die Chance, an einer zukünftigen Regierung als erster muslimischer Minister beteiligt zu werden. Die junge, ungestüme Dame verdiene nicht die Beachtung, die sie in Dänemark bekommt, findet er. 

André Anwar

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