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Porträt: "Im Fußball drehen wir jetzt jeden Stein um"

Reinhard Rauball ist neuer Chef der Bundesliga. Offene Baustellen hat er genug. Um international mithalten zu können, muss sich die Liga samt ihrem Verband reformieren.

Schon am ersten Amtstag unterschied er sich von den anderen – mit seiner grauen Krawatte. Reinhard Rauball hatte gestern keinen weinroten Schlips umgebunden, mit dem Funktionäre der Deutschen Fußball-Liga (DFL) sonst gern in Stadien und auf Kongressen herumlaufen, um die Einigkeit zwischen allen 36 Klubs der Bundesliga und der Zweiten Liga zu demonstrieren. Solche Art Markenbildung ist dem Juristen zu vordergründig. Rauball, der auch Präsident von Borussia Dortmund ist, legt Wert auf geräuschlose Gremienarbeit. Nach seiner einstimmigen Wahl zum neuen Präsidenten des Ligaverbands am Dienstag in Berlin kündigte er zwar an, im deutschen Fußball „jeden Stein umzudrehen“. Doch wann sich an Austragung und Vermarktung der Bundesliga etwas ändert, will er der Öffentlichkeit erst verraten, wenn alles intern abgestimmt ist.

Offene Baustellen hat Rauball genug. Um international mithalten zu können, muss sich die Bundesliga samt ihrem Verband reformieren. Sollen sich Klubs Geld am Kapitalmarkt holen dürfen? Müssen Sommer- und Winterpause verkürzt werden? Wird bald ein einheitlicher Spielball eingeführt? Diese Fragen will Rauball nun angehen. Mit Visionen hält er sich dabei bewusst zurück. „Ich bin jemand, der etwas wagt, dabei aber auch immer das Risiko wägt.“

Den 60-Jährigen wegen seiner diplomatischen Art zu unterschätzen, wäre allerdings ein Fehler. Rauball agiert akribisch und politisch geschickt. 1979 avancierte er mit 32 Jahren in Dortmund zum jüngsten Präsidenten der Bundesligageschichte. Mehrmals rettete er den Verein vor dem Konkurs. Aus seinen Erfolgen als Funktionär wusste er auch an anderer Stelle Kapital zu schlagen. Als Jurist vertrat er prominente Sportler wie die Leichtathletin Katrin Krabbe in ihrem Dopingprozess. Und als SPD- Politiker brachte er es 1999 sogar zum NRW-Justizminister. Da er es allerdings versäumt hatte, sich ein Aufsichtsratsmandat genehmigen zu lassen, musste er schon nach einer Woche zurücktreten. Sein politisches Netzwerk blieb von dieser Episode unbeschädigt. Rauball weiß es noch heute gut zu nutzen.

Diplomatisches Geschick benötigt Rauball vor allem intern. Nach der heftigen Verbandsschelte des scheidenden Präsidenten Wolfgang Holzhäuser („Die DFL schmort im eigenen Saft.“) muss er die Wogen in der Führungsetage glätten. „Ich werde für Disziplin nach innen sorgen“, sagt Rauball. Und fügt hinzu: „Ohne herumzubrüllen.“ Robert Ide

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