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PORTRÄT INNA SCHEWTSCHENKO NEUE „MARIANNE“:: „Stolz, Symbol Frankreichs zu sein“

Sie ist jung, hübsch und trägt die Phrygier-Mütze, ein Symbol der Revolution von 1789. Darunter fällt ihr leicht gelocktes und mit Olivenblättern geschmücktes Haar offen auf die Schultern.

Sie ist jung, hübsch und trägt die Phrygier-Mütze, ein Symbol der Revolution von 1789. Darunter fällt ihr leicht gelocktes und mit Olivenblättern geschmücktes Haar offen auf die Schultern. Ihr Blick ist in die Ferne gerichtet, der Mund leicht geöffnet. Mit der linken Hand deutet sie eine Geste an: Das ist die neue Marianne, das offizielle Symbol der Französischen Republik. Das stilisierte Bildnis ziert eine neue Serie von Standardbriefmarken, die die französische Post zu Beginn dieser Woche herausgebracht hat.

Das Bild haben die Künstler Olivier Ciappa und David Kawena kreiert. In einem von der Post ausgeschriebenen Wettbewerb, in dem auf Wunsch von Staatspräsident François Hollande Schüler als Preisrichter fungierten, hatte es unter mehreren konkurrierenden Zeichnungen die größte Zustimmung erhalten. Am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag am vergangenen Sonntag, stellte Hollande es der Öffentlichkeit in einer Zeremonie im Elysée-Palast erstmals vor. Das Bild versinnbildliche am besten die Jugend, sagte der Präsident, der bei seinem Amtsantritt die Sorgen und Hoffnungen der Jugend zum Dreh- und Angelpunkt seiner Politik erklärt hatte.

Bevor die Briefmarke an die Postschalter gelangte, enthüllten die beiden Künstler, wer sie für ihr Werk inspiriert habe: Es ist Inna Schewtschenko, die Gründerin der Protestbewegung „Femen“. Die 23-jährige Ukrainerin genießt politisches Asyl in Frankreich, wo sie auch schon mit entblößter Brust zum Beispiel für die Rechte von Schwulen und Lesben demonstriert hat. „Sie verkörpert am besten die Werte der Republik, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, deren zeitlose und internationale Aspekte wir betonen wollten“, sagte Ciappa.

Die Kritik aber ließ nicht lange auf sich warten: „Haben wir in Frankreich nicht genug schöne Frauen, dass wir unsere Modelle aus der Ukraine importieren müssen“, empörte sich der „Französische Frühling“, eine radikale Protestbewegung gegen die Homo-Ehe. Die frühere konservative Ministerin Christine Boutin rief zum Boykott der neuen Briefmarke auf. Schewtschenko konterte das mit dem Hinweis: „Alle Gegner der Homo-Ehe, Extremisten und Faschisten, müssen mir nun den ….. lecken, wenn sie einen Brief versenden wollen.“ Anschließens bedankte sie sich noch in gewählteren Worten für die Ehrung: „Femen ist stolz, das offizielle Symbol Frankreichs zu sein.“

Hans-Hagen Bremer

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