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PORTRÄT JAY CARNEY SPRECHER IM WEISSEN HAUS:: „Präsident Obama hat die Absicht …“

Nur ein Regierungsmitglied ist sichtbarer und wird öfter zitiert: der Präsident. Keiner anderen Person hören die Topjournalisten der USA sonst häufiger zu als dem Sprecher des Weißen Hauses.

Nur ein Regierungsmitglied ist sichtbarer und wird öfter zitiert: der Präsident. Keiner anderen Person hören die Topjournalisten der USA sonst häufiger zu als dem Sprecher des Weißen Hauses. Er erklärt, was der Präsident offiziell meint und zu tun gedenkt. Nun löst der 45-jährige Jay Carney den 39-jährigen Robert Gibbs ab. Es ist ein Wechsel im Stil und im Konzept, was einen guten Sprecher ausmacht.

Gibbs gehörte zum engsten Kreis um Barack Obama, war nicht nur Sprecher, sondern zugleich Strategieberater, hatte Zugang zu ihm und war stets auf dem neuesten Stand. Mit vielen Journalisten verscherzte er es sich aber, weil er dazu neigte, die wahren Absichten des Weißen Hauses eher zu verschleiern als zu erklären. Mitunter ließ er eine gewisse Verachtung für den Journalistenberuf anklingen.

Nun ziehen sich Gibbs und andere enge Vertraute zurück, um außerhalb des Weißen Hauses bei der Organisation der Wiederwahl Obamas 2012 mitzuarbeiten. Der Wahlkampf wird ausgelagert. Im Weißen Haus übernehmen neue Mitarbeiter Schlüsselposten, die sich ideologisch und parteipolitisch nicht exponiert haben und so das neuerdings erwünschte Bild eines Präsidenten verkörpern, der über den Lagern steht.

Jay Carney ist kein Insider des Machtapparats um Obama. Er wird nicht so selbstverständlich Zugang zu ihm haben wie Gibbs. Das kann zu Problemen führen, wenn Carney nicht immer sofort im Bilde darüber ist, wie Obama denkt. Bei Krisen wie jetzt in Ägypten oder bei innenpolitischen Machtkämpfen um Budget und Schuldenabbau, die Kompromisse mit den Republikanern erfordern, kann sich die Lage rasch ändern. Carney ist auch nicht oberster Chef der Kommunikationsabteilung, wie Gibbs es war. Diese Rolle übernimmt Dan Pfeiffer.

Dafür tritt er mit einem Sympathiebonus an. Für die Korrespondenten im Weißen Haus ist Carney ein Ex-Kollege. Er war Korrespondent des „Time Magazine“ in Moskau, als die Sowjetunion zerfiel. Er berichtete über das Weiße Haus, als Bill Clinton 1993 einzog, und gehörte zu den wenigen Journalisten, die nach dem Terrorangriff am 11. September 2001 an Bord der Präsidentenmaschine durften, die George W. Bush aus Washington ausflog. Seine Frau arbeitet beim Sender ABC. Respekt gewann er als Sprecher des Vizepräsidenten Joe Biden seit 2009. Biden war früher für verbale Ausrutscher berüchtigt. Carney hat das ein wenig korrigiert. Christoph von Marschall

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