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PORTRÄT JENS WEIDMANN NEUER BUNDESBANK-CHEF:: „Ich bin Beamter“

Das sagte Jens Weidmann einmal einem Journalisten auf die Frage, ob er der Krisenmanager sei. 2009 war das, mitten in der Finanzkrise.

Das sagte Jens Weidmann einmal einem Journalisten auf die Frage, ob er der Krisenmanager sei. 2009 war das, mitten in der Finanzkrise. Tatsächlich galt sein Wort bislang vor allem hinter den Kulissen der Macht. Von diesem Freitag an wird jede Silbe, die er öffentlich sagt, viele Zuhörer finden – am Kapitalmarkt, in den Banken und in der Politik. Der Bundespräsident wird dem 43-Jährigen im Schloss Bellevue seine Ernennungsurkunde als Bundesbank-Präsident überreichen. Als Chefberater der Bundeskanzlerin für Wirtschafts- und Finanzfragen verabschiedet sich Weidmann von Berlin nach Frankfurt. Eigentlich kehrt er zurück: Bis 2006 war der promovierte Volkswirt Abteilungsleiter für Geldpolitik bei der Notenbank.

Vom kommenden Montag an wird der jüngste Präsident in der Bundesbank-Geschichte die Amtsgeschäfte seines Vorgängers Axel Weber übernehmen. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren, Weber war Zweitgutachter von Weidmanns Dissertation in Bonn. So nah sich beide beruflich stehen, so unterschiedlich sind ihre Charaktere. Wirtschaftsprofessor Weber doziert gern und ausführlich über Preis- und Währungsstabilität – und stolperte am Ende über seine Ungeschicklichkeit beim Rückzug aus dem Amt. Weidmann wird mehr diplomatisches Talent nachgesagt. Der milde lächelnde Politprofi hat sich nicht nur in der Finanz- und Bankenkrise bewährt. Weidmann war bei allen Wirtschaftsgipfeln der vergangenen Jahre wichtiger Verhandlungsführer und Berater seiner Kanzlerin, der an Erklärungen feilte, Kompromisse aushandelte – der „Super-Sherpa“ bei den G-8- und G-20-Gipfeln. Zu Hause kümmerte er sich um komplizierte Fälle wie Opel, EADS und andere.

Dennoch trauen Weidmann einige das Spitzenamt bei der Bundesbank nicht zu: Zu jung, zu unerfahren, zu farblos, heißt es. Ein falscher Zungenschlag des Neuen – und der Euro wankt. Ein dickes Fell muss sich der parteilose Währungshüter wohl nicht mehr zulegen. Den bissigen Ton aber, der zuweilen nötig ist, um die Stabilität des Euro-Währungsraums zu verteidigen, hat man von ihm noch nicht gehört. Er wird ihn brauchen. Veränderungen gehören zu Weidmanns Alltag. Er studierte in Frankreich, hat beim IWF in Washington gearbeitet, war im Tschad und auf den Kapverden tätig. Seinen privaten Ruhepol findet er bei seiner Frau und den beiden Kindern. Sie leben im Rheingau. Von der Bundesbankzentrale sind es nur ein paar Kilometer. Henrik Mortsiefer

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