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PORTRÄT JÜRGEN ENGEL ARCHITEKT:: „Mein Bild vom Islam hat sich gewandelt“

Das Minarett soll 265 Meter hoch werden, der Gebetssaal 37 000 Plätze bieten. Die in Algier geplante „Djamaa el Djazair“ („Große Moschee von Algier“) soll die drittgrößte Moschee der Welt werden, gleich nach den Pilgerstätten von Mekka und Medina.

Das Minarett soll 265 Meter hoch werden, der Gebetssaal 37 000 Plätze bieten. Die in Algier geplante „Djamaa el Djazair“ („Große Moschee von Algier“) soll die drittgrößte Moschee der Welt werden, gleich nach den Pilgerstätten von Mekka und Medina. Gebaut wird sie von einem Deutschen. Der Frankfurter Architekt Jürgen Engel, dessen Büro auch über eine Berliner Niederlassung verfügt, hat in einem internationalen Wettbewerb die Ausschreibung gewonnen.

„Wir haben zu Anfang nicht daran gedacht, dass wir gewinnen könnten“, sagt Engel in seinem Büro mit Blick auf die Frankfurter Skyline. Der Architekt, zu dessen bisherigen Werken der Neubau der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, die Deutsche Börse in Eschborn und das Fährterminal „Schwedenkai“ in Kiel gehören, hat noch nie zuvor einen Sakralbau errichtet. Und eine Moschee schon gar nicht.

„Wir haben uns intensiv mit Islamwissenschaftlern beraten, wie wir das Projekt angehen“, sagt er. Am Ende entschied sich Engel für etwas, was er bereits aus früheren Studienreisen nach Spanien kannte: den nordafrikanischen „Pfeilerhallen-Baustil“, wie er schon in den Moscheen des mittelalterlichen Kalifats Granada angewandt wurde. Nach dem Vorbild der Moschee in Córdoba mit ihren eng gestaffelten, parallelen Säulenreihen, die von Bögen überspannt werden, wurde die sogenannte „Florale Säule“ für die Große Moschee in Algier entwickelt.

Zu dem Neubau werden neben Gebetsräumen und Minarett auch ein Museum für islamische Geschichte und ein Forschungszentrum gehören. Ein Hörsaal mit 2 000 Plätzen sowie eine Bibliothek mit einer Million Medien und ein Kino sind ebenfalls geplant. „Wir bauen hier ein Stück Stadt“, sagt Engel. Und er bekennt: Sein Bild vom Islam habe sich gewandelt, seit Vertreter der algerischen Regierung 2008 im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel den Auftrag unterzeichneten.

„Allein, dass ein Christ aus Europa so einen Auftrag erhält, zeugt doch von Toleranz“, sagt Engel. „Mir jedenfalls ist nicht bekannt, dass irgendwo auf der Welt ein Muslim eine Kirche baut.“ 2016 soll die neue Riesenmoschee fertiggestellt sein. Und Engel, zu dessen Projekten auch der Neubau der Diakonie-Zentrale in Berlin-Mitte gehört, ist auf den Geschmack gekommen. Gern würde er auch einmal eine Kirche bauen. „Aber an solche Aufträge heranzukommen, ist wohl ungleich schwieriger.“ Benjamin Lassiwe

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