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Porträt Jürgen Trittin: ''Wer die Linke ausgrenzt, stärkt die Union''

Zwei Jahre nach dem Abgang Joschka Fischers entscheiden die Grünen am Montag über die Nachfolge ihres einst schlagkräftigsten Wahlkämpfers. Die Kandidaten: Renate Künast und Jürgen Trittin. Wo steht der ehemalige Bundesumweltminister?

Von Hans Monath

Während Joschka Fischer als Soloattraktion durch die Lande tourte, sollen im Bundestagswahlkampf 2009 mit Renate Künast und Jürgen Trittin gleich zwei Spitzenkandidaten Stimmen sammeln. Die Fraktionschefin und ihr Stellvertreter waren beide Minister unter Schröder.

Während Künast als Realpolitikerin gilt, vertritt der frühere Umweltminister die große Gruppe der Linken in den Grünen. Sein Führungsanspruch wurde freilich im Herbst 2007 infrage gestellt. Als der Sonderparteitag von Göttingen über das Abrücken der Grünen vom Afghanistaneinsatz der Bundeswehr stritt, unternahm Trittin keinen Versuch, die Regierungsfähigkeit gegen das Unbehagen der Basis zu verteidigen. Weil der 53-Jährige mit der Führungsspitze die Abstimmung verlor, war seine Position in der Partei beschädigt.

Doch der Fraktionsvize setzte weiter linke Signale. So sagte Trittin in der Debatte über den Umgang mit der Linkspartei schon Anfang Februar ein Umfallen der SPD voraus, bevor SPD-Chef Kurt Beck dann tatsächlich die Abgrenzungsposition räumte. Im Fünfparteiensystem diene die „krampfhafte Ausgrenzung“ der Partei Lafontaines und Gysis nur der Machtsicherung der Konservativen, warnte er. Deshalb müssten die Grünen im Ernstfall auch zu Regierungsverhandlungen mit der Linken bereit sein.

Selbst Parteifreunden können manchmal nur schwer unterscheiden, ob Trittin eine Position aus innerer Überzeugung oder nur aus taktischen Erwägungen heraus vertritt. Jedenfalls erwies sich der groß gewachsene Politiker während seiner Zeit als Minister immer als flexibel genug, um nicht mit Maximalforderungen das Bündnis mit der SPD zu sprengen.

Zwar finden sich unter den Grünen gegenwärtig nur wenige bekennende Fans schwarz-grüner Koalitionen. Und wenn eine solche Koalition denn in Hamburg zustande käme, würde die Grünen-Spitze sie auch nicht als Modell für das ganze Land preisen. Viele Grüne sind sich aber einig: Für den Fall, dass eine solche Option auf Bundesebene doch einmal zur Wahl stünde, dann könnte am ehesten Trittin sie in den eigenen Reihen durchsetzen. Dem altgedienten Krieger, der dem Gegner die Hand zum Frieden reicht, wird meist weniger schnell Verrat vorgeworfen als einem Politiker, der schon immer gerne Grenzen aufgeweicht hat. Hans Monath

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