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PORTRÄT JÜRGEN POHLMANN, BREMER SPD-POLITIKER: "Ich war nie Mitglied der ,Gruppe Aktion’"

War der SPD-Politiker ein Schläfer der Stasi? Jürgen Pohlmann streitet ab, Mitglied der DKP-Partisaneneinheit gewesen sein.

Jürgen wer? Auch in Bremen kannten bisher nur politisch Interessierte das Vorstandsmit      glied der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Jürgen Pohlmann. Das hat sich nun schlagartig geändert – zu seinem Leidwesen. Erst scheiterte er mit seinem Versuch, neuer Fraktionschef zu werden, und dann zündete Radio Bremen eine Bombe: Der Sender präsentierte Akten aus der Stasi-Unterlagenbehörde, die den gelernten Maschinenbaumeister in die Nähe einer früheren DKP-Partisaneneinheit rückt. Die „Gruppe Ralf Forster“ sollte im Spannungsfall Sabotageakte verüben und notfalls auch Gegner umbringen.

Der 55-Jährige bestreitet, Mitglied der Gruppe gewesen zu sein. Tatsache ist, dass er auf einer Liste von Personen steht, die in den 1980er Jahren offenbar mit dieser Einheit zu tun hatten. Unklar ist aber, ob er dazugehörte und sich selbst zum terroristischen Schläfer ausbilden ließ. Denkbar wäre auch, dass er als damaliger DKP-Sekretär zu den wenigen Eingeweihten zählte, die von der Existenz dieser streng konspirativen Truppe wusste, und deshalb auf der Liste stand. Dann allerdings könnte er bei der Rekrutierung neuer Kämpfer mitgeholfen haben.

Auffällig ist, dass Pohlmann auch in weiteren Stasi-Unterlagen auftaucht. Sie lassen den Verdacht aufkommen, er sei wiederholt konspirativ in die DDR eingereist – in jene DDR, in der die westdeutschen Partisanen damals ausgebildet wurden. Oder waren das vielleicht nur Reisen als DKP-Funktionär? Pohlmann will sich nicht im Einzelnen äußern. In einer schriftlichen Erklärung versichert er lediglich, nie Mitglied der Gruppe gewesen zu sein. Dass er in der DKP aktiv gewesen sei, das habe er „nie verheimlicht“. Aber schon vor mehr als 20 Jahren habe er sich „sehr bewusst von der DKP gelöst“. Genauer will er erst Stellung nehmen, wenn er geprüft hat, „auf welcher Grundlage diese Vorwürfe erhoben werden“.

Die Bremer Staatsanwaltschaft versucht jetzt zu klären, ob ein Anfangsverdacht für ein Ermittlungsverfahren besteht. Die denkbaren Straftatbestände „Agententätigkeit zu Sabotagezwecken“ und „Friedensgefährdende Beziehungen“ sehen Geldstrafen oder mehrjährige Haftstrafen vor. Bisher aber hat der Politiker als unschuldig zu gelten. So sieht es auch der neue Bremer SPD-Fraktionschef. Björn Tschöpe hat sich von seinem Konkurrenten versichern lassen, dass an den Vorwürfen „nichts dran ist“. Und der Fraktionschef hat „keine Anhaltspunkte, an seinem Wort zu zweifeln“.

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