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PORTRÄT KARL-JOSEF LAUMANN CDU-FRAKTIONSCHEF IN NRW:: „Wir werden kämpfen“

Wenn Angela Merkel je nach einem sozialen Gesicht für die CDU gesucht hätte, wäre sie an Karl-Josef Laumann gar nicht vorbeigekommen. Der Mann hat Pranken wie ein Landmaschinenschlosser – der er 17 Jahre war –, poltert schulterklopfend in Parteiversammlungen wie ein Münsterländer Bauer – was er, wäre er dem Vater nachgefolgt, ja auch geworden wäre – und ist überhaupt einer der seltenen Spitzenpolitiker, der ganz natürlich für das Volk in „Volkspartei“ steht.

Von Robert Birnbaum

Wenn Angela Merkel je nach einem sozialen Gesicht für die CDU gesucht hätte, wäre sie an Karl-Josef Laumann gar nicht vorbeigekommen. Der Mann hat Pranken wie ein Landmaschinenschlosser – der er 17 Jahre war –, poltert schulterklopfend in Parteiversammlungen wie ein Münsterländer Bauer – was er, wäre er dem Vater nachgefolgt, ja auch geworden wäre – und ist überhaupt einer der seltenen Spitzenpolitiker, der ganz natürlich für das Volk in „Volkspartei“ steht.

Merkel hat nie nach einem sozialen Gesicht gesucht. Jetzt drängt es sich ihr eben einfach auf. Laumann hat seiner Parteichefin den Mindestlohn-Antrag beschert, der wie kein anderer dazu geeignet ist, den Leipziger Parteitag 2011 zum Dementi seines Vorgängers von 2003 zu machen. Dem Initiator ist das nicht nur klar, sondern recht. Leipzig 2003, der Bierdeckel- und Kopfprämien-Parteitag, nennt er „die größte Niederlage der Christlich- Sozialen in der CDU“. Wenn sich die Partei zu einer Lohnuntergrenze bekenne, sei das keine Sozialdemokratisierung, sondern schlicht Rückkehr zur Tradition.

Für das Revival hat er zäh gefochten. Als Arbeitsminister unter Jürgen Rüttgers hat Laumann von Düsseldorf aus Branchen-Mindestlöhne angestoßen. Als Chef der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft CDA hat er nach Häuserkampfmanier erst in den Kreisverbänden in NRW und dann in Niedersachsen den Boden bereitet, auf dem sein Antrag wuchs.

Inzwischen ist das Ding auch zum Personalpolitikum geworden. Norbert Röttgen, NRW-Parteichef mit Ambitionen auf Höheres, unterstützt den Vorsitzenden seiner Landtagsfraktion. Ursula von der Leyen, Bundesarbeitsministerin und nicht minder ambitioniert, ist halb auf den Zug aufgesprungen – allgemeine Lohnuntergrenze ja, aber keine Empfehlung für den Zeitarbeitstarif.

Am weitesten auf Distanz ist Merkel gegangen. Die CDU-Chefin plädiert für unterschiedliche Mindestlöhne je nach Branche und Region. Laumann hat das richtig geärgert. Über Ost und West, auch über Sonderregeln etwa für Langzeitarbeitslose kann man mit ihm reden. Aber im Kern – der allgemeinen Untergrenze – bleibt er stur.

Merkel hat vor so viel Entschlossenheit sicherheitshalber schon mal eingeräumt, dass sie unterliegen könnte. Laumann lässt das ungerührt. Ihm geht es um die Sache mindestens so sehr wie um das Symbol: dass die CDU das ablegt, was er verächtlich „neoliberale Denke“ nennt. Robert Birnbaum

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