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PORTRÄT KARL SCHRANZ ÖSTERREICHISCHES SKI-IDOL:: „Wir machen gute Geschäfte mit den Russen“

Karl Schranz also, wieder einmal. Olympische Winterspiele sind in Österreich gerne und häufig mit dem Namen des sperrigen Tirolers verbunden, spätestens seit er 1972 von den Winterspielen in Sapporo ausgeschlossen worden war, weil er damals die die strengen Amateur- Richtlinien des Olympischen Komitees nicht erfüllt hatte.

Karl Schranz also, wieder einmal. Olympische Winterspiele sind in Österreich gerne und häufig mit dem Namen des sperrigen Tirolers verbunden, spätestens seit er 1972 von den Winterspielen in Sapporo ausgeschlossen worden war, weil er damals die die strengen Amateur- Richtlinien des Olympischen Komitees nicht erfüllt hatte. Doch im Vergleich zu damals, als Schranz von einer Menschenmenge am Wiener Heldenplatz empfangen worden war, ist er heute nicht Held, sondern Buhmann.

Der 68-jährige Ex-Rennfahrer warb bei der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2014 nicht für Salzburg, sondern für das russische Sotschi. Offiziell. Während andere heimische Skilegenden von Franz Klammer bis Toni Sailer für Salzburg trommelten, gab Schranz, der bei der Ski-WM 2001 den russischen Präsidenten Wladimir Putin kennengelernt hatte, den offiziellen Sotschi-Botschafter. Und irgendwie passte das auch ganz gut zum Image des St. Antoners.

Schranz hatte bereits kurz nach Beginn seiner Karriere nicht wirklich im österreichischen Heldenverehrungs-Zirkus mitgemacht. Immer mal wieder legte er sich mit den Granden des Skiverbands an. In Österreich gilt er als Eigenbrötler, als einer, der nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist und dabei auch mal auf die Staatsräson pfeift. Sympathieträger sehen anders aus, und wenn in Österreich die Sportler des Jahrhunderts gewählt werden, dann taucht der Name Schranz trotz seiner Titel immer unter ferner liefen auf.

Doch kurz nach Vergabe der Spiele an Sotschi ist die Kritik an Schranz merkwürdig ruhig. Denn im Stillen freuen sich in Österreich viele, dass Salzburg nicht den Zuschlag erhalten hat. Während hier die meisten Sportstätten schon errichtet sind, gibt es in Sotschi jede Menge aufzuholen. Eine Autobahn, eine Bahnstrecke, zwei Eisstadien, die gesamten Skipisten von den Liftanlagen bis zu den Slalomstangen – alles muss aus dem Boden gestampft werden. Österreichs Wirtschaft sieht sich hier in hervorragender Ausgangsposition. Die heimische Baufirma Strabag hat erst kürzlich ein großes Aktienpaket an den russischen Oligarchen Oleg Deripaska verkauft, der zu den Förderern Sotschis gehört. Und Skiverbandspräsident Peter Schröcksnadel ist mit seiner Firma für Pistenleitsysteme bereits in Russland engagiert. Schranz sieht deshalb gute Geschäfte voraus. Gedacht haben sich das wohl viele. Nur war Schranz der Einzige, der es auch offen aussprach. Markus Huber

Markus Huber

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