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PORTRÄT MAHMUD ABBAS PALÄSTINENSERPRÄSIDENT:: „Ich bin bereit, morgen nach Gaza zu gehen“

Mit seiner Bereitschaft, die innerpalästinensische Aussöhnung einzuleiten, hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sowohl die Führung der radikalislamischen Hamas als auch diejenige der Besatzungsmacht Israel in Bedrängnis gebracht. Es bleibt unwahrscheinlich, dass es dazu kommt; aber ganz sicher hat der greise Chef der palästinensischen Dachorganisation PLO und der säkularen Fatah- Bewegung seine noch vor kurzem schwächliche Position erneut massiv gestärkt.

Mit seiner Bereitschaft, die innerpalästinensische Aussöhnung einzuleiten, hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sowohl die Führung der radikalislamischen Hamas als auch diejenige der Besatzungsmacht Israel in Bedrängnis gebracht. Es bleibt unwahrscheinlich, dass es dazu kommt; aber ganz sicher hat der greise Chef der palästinensischen Dachorganisation PLO und der säkularen Fatah- Bewegung seine noch vor kurzem schwächliche Position erneut massiv gestärkt.

Der 75-jährige Abbas hat klugerweise auf die immer lauter ertönenden Stimmen der palästinensischen Jugend gehört, deren Ruf nach nationaler Einheit aufgenommen und in praktische Politik umgesetzt. Ursprünglich war es zwar der Hamas-Ministerpräsident der De-facto-Regierung in Gaza, Ismail Haniyeh, gewesen, der dem Druck hunderttausender Protestierer nachzugeben schien. Doch Abbas riss die Initiative geschickt an sich, nahm die eher rhetorisch gemeinte Einladung ernst – und an. Die so unter Druck gesetzte Hamas-Führung geriet ins Stottern. Zwar begrüßten ihre ersten Sprecher in Gaza Abbas’ Besuchsankündigung, brachten aber bald Vorbehalte vor. Schließlich wurde am Freitag klar, dass die eigentliche Islamisten-Führung in Damaskus sich gegen die Abbas-Visite stemmt, während nur der kleinere gemäßigtere Flügel in Gaza unter Haniyeh für den Besuch eintritt.

Abbas will in Gaza nur die Hamas-Zustimmung zur Bildung einer gemeinsamen Regierung mit dem einzigen Zweck der Vorbereitung von Wahlen im Frühherbst einholen. Hamas aber will den von ihr nicht unterzeichneten Aussöhnungspakt neu aushandeln. Vor allem scheuen die Islamisten Wahlen, in denen sie – gemäß allen Meinungsumfragen – eine mindestens so schmerzhafte Niederlage einstecken würden, wie sie seinerzeit der Fatah verabreicht haben. Unerwartete Unterstützung haben die Abbas-Gegner ausgerechnet vom israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu erhalten. Dieser verglich in einem „CNN“-Fernsehinterview Hamas mit Al Qaida und erklärte eine palästinensische Aussöhnung einschließlich einer gemeinsamen Regierung zum „Ende des Friedensprozesses“ – der allerdings seit Netanjahus Amtsantritt ohnehin nicht mehr stattfindet. Die palästinensische Jugend kündigte am Freitag an, eine Million Unterschriften zugunsten der nationalen Aussöhnung zu sammeln – und so Abbas den Rücken zu stärken. Charles A. Landsmann

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