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PORTRÄT MAREN ADE DEUTSCHE REGISSEURIN:: „Frauen lieben anders als Männer“

Wenn jemand wie Maren Ade – im Presseheft zu ihrem neuen Film – sagt, Frauen liebten anders als Männer, dann ist das, anders als so manches Statement in so manchem Presseheft, keine dahingeschwatzte Plattitüde. Nein, Maren Ade schickt auch Allerweltsweisheiten ins Erfahrungslabor ihrer Drehbücher und Filme – und ihre Schauspieler, die manch schmerzhafte eigene Erfahrung beisteuern mögen, noch dazu.

Wenn jemand wie Maren Ade – im Presseheft zu ihrem neuen Film – sagt, Frauen liebten anders als Männer, dann ist das, anders als so manches Statement in so manchem Presseheft, keine dahingeschwatzte Plattitüde. Nein, Maren Ade schickt auch Allerweltsweisheiten ins Erfahrungslabor ihrer Drehbücher und Filme – und ihre Schauspieler, die manch schmerzhafte eigene Erfahrung beisteuern mögen, noch dazu.

„Alle Anderen“, erst der zweite Langfilm der 32-jährigen Regisseurin, gehört nicht nur deshalb zu den besonders heiß erwarteten der Berlinale, weil er von seinem Verleih vor der Premiere am Montag wie ein Schatz gehütet wird. Oder weil er der einzige deutschsprachige Beitrag im Wettbewerb ist. Der Name der Regisseurin lässt vielmehr erwarten, dass hier jemand beiläufig Gültiges und gerade deshalb lange Nachhallendes über sein Sujet zu sagen hat.

Ein Allerweltsthema eigentlich: Gitti und Chris, von den eher theater- als kino erfahrenen Birgit Minichmayr und Lars Eidinger gespielt, reisen als Paar knapp jenseits der dreißig nach Sardinien. Und lernen dort ein Paar kennen, das – vielleicht nur zum Schein – ein bisschen moderner lebt als sie selber. Eben geradeso wie „alle Anderen“. Womit die Probleme beginnen. Vor allem für die junge Frau, die sich zwar als selbstbewusst begreift, aber auch von „Weichheit, Lieblichkeit, vielleicht sogar Fremdbestimmtheit“ träumt, sagt Maren Ade, mithin von einer „altmodischen Frauenrolle“.

Und damit ist die Karlsruherin, die in München Film studierte, von ihrem Erstling vielleicht gar nicht so weit entfernt. Ihr Hochschul-Abschlussfilm „Der Wald vor lauter Bäumen“, der auf leisen Sohlen 2005 ins Kino kam und sogleich beim Sundance-Filmfestival den Großen Preis der Jury gewann, erzählt von einer Junglehrerin, die mit fast familiärer Zuversicht Anschluss an das neue Kollegium zu finden sucht und dabei herzzerreißend unspektakulär scheitert. Uncooler als diese eigentlich junge Frau, die das Jungsein zuvor bloß nicht recht üben konnte, ist im Kino wohl noch nie jemand gegen unsichtbare und doch betonharte Mauern gelaufen. Und leiser wohl noch nie jemand aus seinem eigenen Leben weg, wofür Ade in der Schlusssequenz eine unangestrengt geniale Form gefunden hatte. Ein unvergesslich minimalistisches Bild im ewigen Strom anderweitiger Bilder. Genauer: aller anderen Bilder. Jan Schulz-Ojala

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