zum Hauptinhalt
Foto: dapd

© dapd

PORTRÄT MARION MARÉCHAL-LE PEN FRANZÖSISCHE ABGEORDNETE:: „Ich bin nicht Opas Marionette“

Sie sei „von guter Rasse“. Der das sagt, muss es wissen.

Sie sei „von guter Rasse“. Der das sagt, muss es wissen. Denn es ist der Großvater Jean-Marie Le Pen, bekanntermaßen ein Experte in Sachen Rassismus, der so von seiner Enkelin Marion Maréchal-Le Pen spricht. Die junge Frau ist eine der beiden Kandidaten der rechtsextremen Nationalen Front (FN), die bei der französischen Parlamentswahl den Einzug in die Nationalversammlung schafften. Ihrer Tante Marine Le Pen, die 2011 das Amt der Parteichefin vom Parteigründer, ihrem Vater Jean-Marie Le Pen, übernommenen hat, blieb dieser Erfolg am Sonntag versagt.

Wie Marine ist auch die jugendlich-hübsche Blondine Marion dem 84-jährigen Le Pen wie aus dem Gesicht geschnitten, was den Eindruck der Nationalen Front als Familienunternehmen unterstreicht. Mit ihren 22 Jahren ist sie die jüngste Deputierte, die in der Geschichte der V. Republik im Palais Bourbon Platz nimmt, ein Rekord, mit dem sie sogar den Opa übertrifft. Der war 1956 als 27-Jähriger der Benjamin im Parlament. „Meine Wertschätzung für sie ist noch größer als vorher“, sagte der Patriarch zu ihrer Wahl.

Marions Mutter ist Yann, die zweite Tochter von Jean-Marie, und ihr Vater ist Samuel Maréchal, der frühere Vorsitzende des FN-Jugendverbandes. Als Angehörige des Le-Pen-Clans wuchs sie mit der Politik auf und bekam früh auch die Anfeindungen zu spüren, die der Name im gutbürgerlichen Milieu ihres Wohnorts bei Paris auslöste. „In der Schule wurde ich angespuckt und in die Toilette eingesperrt“, berichtete die Jura-Studentin, die derzeit an der Universität Paris-II einen Master-Kurs in öffentlichem Recht absolviert. FN-Mitglied ist sie seit vier Jahren. 2010 kandidierte sie erstmals für die Partei bei der Regionalwahl.

Ihren Wahlkampf führte Marion in der ihr bis dahin völlig unbekannten südfranzösischen Stadt Carpentras, einer FN-Hochburg, mit geringstem Aufwand. Sie hat dort keinen Wohnsitz und hielt keine Kundgebungen ab, sondern besuchte Märkte und Geschäfte, klopfte an Haustüren, tauschte Wangenküsschen mit Passanten und verteilte Handzettel mit den üblichen FN-Parolen zu Kriminalität und Einwanderung. Auf dem Friedhof der Stadt waren 1990 jüdische Gräber geschändet worden, was lange Zeit Le Pen als geistigem Urheber angelastet wurde. Zur Kandidatur dort war sie vom Alten bestimmt worden, um seine „Ehre wiederherzustellen“. Aber Opas Marionette sei sie nicht, sagte sie. Hans-Hagen Bremer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false