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© EFE

PORTRÄT: Mohammed VI.: „Ich habe mich bemüht“

Seit zehn Jahren ist Marokkos König im Amt. Am Anfang galt er als im Luxus schwelgender Partymonarch. Doch er modernisiert sein Land, um es nicht den Islamisten zu überlassen.

Marokkos König ist allgegenwärtig. In den Teestuben des Landes hängt er und an den Marktständen der Händler. Und natürlich ist sein Bildnis in allen öffentlichen Gebäuden präsent. Auch im Staatsfernsehen können die Untertanen ihren 45 Jahre alten König Mohammed VI. täglich im Überfluss bewundern. Nur leibhaftig bekommt das Volk den Herrscher eher selten zu sehen. Keine Interviews, kaum öffentliche Auftritte – nur wenige wissen, was sich wirklich im Palast von Rabat abspielt.

Zehn Jahre ist es her, dass Mohammed am 23. Juli 1999 von seinem mit 70 Jahren gestorbenen Vater Hassan II. die Macht übernahm. „Ich habe mich bemüht“, bilanzierte ihre Hoheit jüngst, „unser großes Volk auf den Weg des Fortschrittes und der Würde zu führen.“ Der König gibt sich gerne den Anschein eines modernen und reformfreudigen Staatsführers. Im Personenkult freilich ist er seinem Vater, der das Land 38 Jahre lang mit eiserner Faust regiert hatte, ziemlich ähnlich. Kritik am König ist weiterhin verboten. Journalisten, Blogger oder auch einfache Bürger müssen bei „Majestätsbeleidigung“ sofort die rigide Staatsmacht fürchten.

„Ma-jet-ski“ statt „Majeste“ (Majestät) nennen manche Kritiker den König – wegen dessen Leidenschaft, per Jetski übers Meer zu brausen. Auch seine Lust, mit schnellen Autos durch sein Reich zu jagen oder mit westlichen Popstars große Palastfeste zu feiern, brachte Mohammed in den ersten Jahren seiner Regentschaft den Ruf ein, ein im Luxus schwelgender Partykönig zu sein.

Andererseits hat Mohammed erkannt, dass er die große Armut bekämpfen muss, wenn er sein Volk nicht den aufstrebenden Islamisten überlassen will. Strom- und Wasserleitungen führen in immer mehr Dörfer – auch wenn immer noch rund 20 Prozent der 32 Millionen Marokkaner keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.

Auch die Rechte der Frauen versucht Mohammed zu stärken. Den Harem seines Vaters löste er auf. Bei der jüngsten Kommunalwahl verordnete er eine Frauenquote von zwölf Prozent, mit dem Ergebnis, dass nun in der Millionenstadt Marrakesch die 33-jährige Anwältin Fatima Zahra Mansouri als Bürgermeisterin amtiert. Zur Belohnung für Mohammeds Reformen hat die Europäische Union mit Marokko eine privilegierte Partnerschaft vereinbart, die das Land zum größten EU-Hilfeempfänger auf der anderen Seite des Mittelmeeres macht.

Ralph Schulze

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