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PORTRÄT MUSTAFA ABDEL JALIL LIBYSCHER REBELLENFÜHRER:: „Unterstützung ohne Intervention“

Er hat ein freundliches Gesicht, trägt gerne die traditionelle rote Filzkappe seiner Heimat und ist beim Volk beliebt. Seit wenigen Tagen ist Mustafa Abdel Jalil Vorsitzender des 30-köpfigen Provisorischen Nationalrats, der bis zum Sturz Gaddafis den aufständischen Osten des Landes regieren soll.

Er hat ein freundliches Gesicht, trägt gerne die traditionelle rote Filzkappe seiner Heimat und ist beim Volk beliebt. Seit wenigen Tagen ist Mustafa Abdel Jalil Vorsitzender des 30-köpfigen Provisorischen Nationalrats, der bis zum Sturz Gaddafis den aufständischen Osten des Landes regieren soll. Jalil, der die letzten drei Jahre Justizminister war, stammt aus Al Baida, das sich Ende Januar als erste Stadt für befreit erklärte. Der Politiker hatte sich bereits kurz nach dem „Tag des Zorns“ am 17. Februar auf die Seite der Aufständischen geschlagen, um gegen das brutale Vorgehen von Polizei und Militär zu protestieren. Diese Woche nun schickte er zwei Emissäre nach Straßburg. Sie sollen beim Europaparlament und der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton dafür werben, den Nationalrat als Vertreter der libyschen Opposition anzuerkennen. Gleiches forderten libysche Vertreter auch in Kairo in Gesprächen mit amerikanischen Diplomaten.

Bei Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International genoss Jalil bereits vor dem Aufstand gegen Gaddafi einen guten Ruf, weil er sich für die Rechte von Gefangenen einsetzte und Missstände in Libyen anprangerte. So protestierte er immer wieder gegen die Willkürpraxis von Staatssicherheit und Innenministerium. Menschen wurden über Jahre ohne Gerichtsverfahren festgehalten. Andere hatten ihre Strafe abgesessen oder wurden freigesprochen, aber nicht auf freien Fuß gesetzt. Im Rahmen seiner Möglichkeiten sorgte der Minister dafür, dass zu Unrecht Eingekerkerte nach ihrer Befreiung eine Entschädigung erhielten. Doch in Gaddafis Libyen konnte nur gegen Beamte der Staatssicherheit ermittelt werden, wenn das Innenministerium deren Immunität aufhob, was praktisch nie geschah.

Jalil weiß, dass die Zeit gegen die Rebellen läuft, auch wenn er Gaddafi am Dienstag ein Ultimatum stellte: „Wenn er die Bombardierungen einstellt und das Land innerhalb von 72 Stunden verlässt, werden wir als Libyer davon Abstand nehmen, ihn strafrechtlich zu verfolgen.“ Doch der Gewaltherrscher denkt nicht daran. Die Angriffe seiner Elitetruppen werden intensiver, mit deren Waffen können sich die Rebellen nicht messen. Sie wünschen sich vor allem eine Flugverbotszone und Abwehrwaffen gegen Gaddafis Panzer, Hubschrauber und Kampfjets. Und so wirbt Jalil nun in den westlichen Hauptstädten für „militärische Unterstützung ohne militärische Intervention“. Martin Gehlen

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