zum Hauptinhalt

PORTRÄT RAILA ODINGA OPPOSITIONSPOLITIKER KENIAS:: „Ich habe immer an die Freiheit geglaubt“

Er wird wahrscheinlich der vierte Präsident Kenias seit der Unabhängigkeit des afrikanischen Landes werden. Odinga ist eine polarisierende Figur der kenianischen Politik.

Der 62-jährige Raila Odinga wird wohl der vierte Präsident Kenias seit der Unabhängigkeit des Landes werden. Zwar waren die Stimmen auch am Freitag, einen Tag nach der Wahl, noch nicht vollständig ausgezählt. Doch Odinga lag stabil vorne, nachdem etwa 60 Prozent der Wahlkreise ausgezählt waren, hatte er mehr als eine Million Stimmen Vorsprung vor Mwai Kibaki, der sich um eine zweite Amtszeit beworben hatte.

Der 76-jährige Kibaki ist zwar noch bei der Stimmabgabe am Donnerstag überzeugt gewesen, „wiedergewählt zu werden“. Doch er hatte offenbar die Unzufriedenheit der Kenianer unterschätzt. Zwar kann Kibaki auf ein stabiles Wirtschaftswachstum verweisen, seit er 2002 die Amtsgeschäfte von seinem autokratischen Vorgänger Daniel arap Moi übernommen hatte. Doch seine Wahlversprechen, eine neue Verfassung und den Kampf gegen die Korruption, hat Kibaki nicht gehalten. Deshalb sagen politische Beobachter auch: „Das war keine Wahl für Odinga, sondern gegen Kibaki.“ Die These wird gestützt durch das spektakuläre Scheitern von 18 Ministern, einschließlich des Vizepräsidenten Moody Awori, die es nicht mehr ins Parlament geschafft haben.

Raila Odinga ist eine polarisierende Figur der kenianischen Politik. Er hatte Kibaki 2002 unterstützt und gehörte bis 2005 seinem Kabinett an. Siebenmal wechselte er in den vergangenen Jahren die Partei. Er ist ehrgeizig und machthungrig. Außerdem gehört er nicht zur bisher beherrschenden Volksgruppe der Gikuyu, sondern zu den Luo.

Auf der Habenseite kann Odinga verbuchen, dass er nicht als korrupt gilt. Im Wahlkampf machte er die soziale Schieflage im Land zum Thema. Trotz stabilen Wirtschaftswachstums lebt mehr als die Hälfte der Kenianer von einem Dollar am Tag. Allerdings dürfte es Odinga schwer fallen, daran schnell etwas zu ändern. Doch die Kenianer sind ungeduldig und sehr unglücklich mit der Leistung der bisherigen Regierung. Wenn es Raila Odinga nicht gelingt, einige schnell wirksame Reformen auf den Weg zu bringen, muss er mit massiven Protesten rechnen. Er kann nicht einmal mit 100 Tagen Schonzeit rechnen.

Und da kommt Odingas Schwäche ins Spiel: Er kann Kritik nicht gut aushalten, nimmt sie persönlich und wird schnell aggressiv. Raila Odinga könnte an der Macht und unter Druck zum „lupenreinen Demokraten“ Putin’scher Prägung werden. Dagmar Dehmer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false